Pausen müssen immer sein, unter allen Umständen. Ich mach also mal eine Pause von der Pause und Sie können ein kurzes Triumphgeschrei anstimmen: Siehste! Die hält das nicht einmal 2 Tage aus, nicht zu arbeiten. Wir sitzen hier schon seit Wochen!
Ein kurzer Triumph deshalb, weil das ja nicht stimmt . Es ist ja nicht richtig, daß ich seit Wochen hier arbeite. Es ist mein Leben. Das Schreiben ist mein Vergnügen, meine “Freizeit”. Arbeit ist, wenn ich es nicht tue. Und wie Sie feststellen, bin ich in dieser Hinsicht, ne faule Sau. Nicht zu schreiben, das ist für mich das, was für Sie die “Arbeit” ist. Wenn Sie jeden Morgen zur Arbeit gehen (gingen), dann bin ich schon auf, sitze aus reinem Vergnügen an meinem Schreibtisch und verbringe da ganztägig meine “Freizeit”. Wenn Sie dann Feierabend haben, dann beginnt für mich die Arbeit. Ich muß mich abwenden von all den Geschichten, die in der Welt herumfliegen, muß das Staunen lassen und mit der Arbeit beginnen. Das sind neben so völlig unnützen Tätigkeiten wie Staubsaugen, Fensterputzen und Geschirrspülmaschine ein- oder ausräumen (Ich mag keine Geschirrspüler, das Ding gehört meinem Gatten. Ebenso wie diese völlig inakzeptable Lärmquelle namens “Kaffeevollautomat”). Das ist Arbeit! Eine, an deren Ende ich dann aber gar keine Lust mehr habe, das Einzige aufzuräumen, was es wirklich mal wert wäre: Meine beiden Schreibtische…Auch da dynamische Lagen, jeden Tag näher am Abgrund.
Wie kam ich jetzt dadrauf?…Egal….Ach so: Wegen meiner Arbeit, die keine ist, und das für mich “Pausen” davon, harte Arbeit sind…Und wie mich die letzten Wochen verändert habe. In Bezug auf Arbeit und Pausen, Gesundheit und Krankheit. Meine zweite Lieblingstätigkeit ist der Garten. Im Winter (und der ist hier lang) sitze ich am Schreibtisch, von Frühjahr bis Herbst (der setzt hier früh ein) “arbeite” ich genau so intensiv draussen, schaffe mein Paradies. Im nächsten Leben will ich gleich Gärtnerin werden, in diesem bin ich erst spät dazu gekommen. Als ich in der Hölle der Schreibblockade schmorte. Ich möchte ein, zwei Beiträge schreiben von meinen persönlichen Veränderungen und wie sich meine Arbeit und meine Freizeit dadurch verändert haben. Und mein Blick auf die Welt…
.”Du musst mehr Pausen machen” ruft mir jetzt jeder neue Morgen zu und wenn der Tag sich zum Ende neigt, singen die Vögel noch einmal dasselbe Lied. Die Nachtigall nicht, sie erspart sich und mir Ratschläge, ist ganz und gar auf ihr Lied konzentriert. Das ist eine wunderbare, ganz eigenartige Komposition, an der sie beständig arbeitet. Als ich sie zum ersten Mal hörte, am 12. März, damals, als es gerade anfing, das … Jetzt.
Da klang sie anders, musste sich erst einsingen, musste ihre Stimme neu kennenlernen, nach dem langen Schweigen des Winters. Wann immer sie anfängt zu singen, höre ich zu. Stelle den Computer aus, öffne das Fenster, bin Stille…Dann gehe ich zu Bett. Ich glaube mein kleiner Freund ist frisch verheiratet, auch er geht nun früh schlafen und tief in der Nacht hat er das Singen ganz eingestellt. Wahrscheinlich brütet seine Gattin gerade was aus und will ungestört durchschlafen können. Ja, es hat sich viel verändert seit dieser Nacht, als ich ihn zum ersten Male hörte und beschloss, dieses öffentliche Tagebuch weiter zu schreiben. Denn so war das ja alles nicht gedacht. Auch ich hatte , wie Sie, ganz andre Pläne...Und das, was ich jetzt hier mache, was ich schreibe, das wollte ich so nicht mehr tun. Das lag hinter mir und ich hatte damit abgeschlossen…So dachte ich. Doch ich war schon längst wieder mittendrin, hatte wieder getan, was ich nicht mehr wollte. Es war schon Tage vorher passiert. Ich hatte wieder angefangen, die Wirklichkeit zu beschreiben. Und war wieder dabei, mich einzumischen…