Die Demonstrationen sind kein PR-Event für Parteipolitiker

Mal abgesehen davon, dass ich jegliche Selbstkritik im “politischen Raum” immer noch vermisse, stösst mich zutiefst die Art und Weise ab, in der Politiker die mutigen und entschlossenen Proteste der Bürger zum Zwecke der Selbstdarstellung nutzen.
Ich finde, sie sollten ihre “Schauläufe” sofort unterlassen, sie schaden nur.
Der Gipfel der Zumutbarkeit ist für mich erreicht, wenn “der General” Lars Klingbeil sich “an vorderster Front” zu Wort meldet, “ein Jahr des Kampfes” ausruft und allen Ernstes erklärt, der SPD als stärkster Regierungspartei obliege es, dabei die Richtung vorzugeben”.
Das ist eine derartige Unverschämtheit, geradezu eine Frechheit, dass es mir fast die Sprache verschlug, als ich das las. Aber eben nur fast.
Heute rufe ich zurück:

Es sind die Bürger, standhafte Demokratinnen und Demokraten, die aus eigenem inneren Antrieb und großer Einsicht in die zwingende Notwendigkeit, nun zu Hunderttausenden auf die Strasse gehen, um die Demokratie und den Rechtsstaat zu verteidigen.
Und niemand muss diesen aufrechten Menschen “die Richtung vorgeben.”
Wer Orientierung geben will, der muss erst einmal selbst orientiert sein.
Dass diese Politiker, die nun, einmal mehr die große Bühne suchen, um sich selbst in Szene zu setzen, noch in irgendeiner Weise orientiert sind, das ist, angesichts ihres alltäglich gewordenen Gehampels, stark zu bezweifeln.
Was ist das überhaupt für eine unglaubliche Anmaßung, die eindrucksvollen Demonstrationen von Bürgern dieses Landes zu vereinnahmen und ihnen eine Richtung vorgeben zu wollen?
Die Bürger haben Orientierung, sie haben die Richtung bereits gewählt und sie zeigen in aller Deutlichkeit und überwältigender Mehrheit, daß sie weitergehen wollen auf dem Wege der Demokratie.
Sie, die Bürger dieser Republik, sind es, die sich gestern, heute und sicher auch morgen, ohne Angst und beherzt, deutlich denen entgegenstellen, die ihnen Einigkeit und Recht und Freiheit nehmen wollen.
Es bedurfte dazu weder einer Aufforderung noch bedarf es “Richtungsvorgaben” von Politikern, die mittlerweile von allen guten Geistern verlassen zu sein scheinen.
Wer nicht bereit ist von allen, auch rechtlichen, Möglichkeiten Gebrauch zu machen, die ihm – noch – gegeben sind, um diesem rechten Spuk ein Ende zu setzen, der sollte nicht herumschwadronieren und ein Jahr des Kampfes ausrufen, während er sich sich selbst, immer wieder, feige in die Büsche schlägt…