Was da noch kommt …

Zeitenwende. Die alten Wege gehen. Sich begleiten, sich aufgehoben fühlen. Das Leben lieben, in jedem Augenblick. Auch allein. Auch jetzt. Gerade jetzt. Und immer.
An eine Geschichte denken, die Rose mir erzählt hat. Wie das damals war, als alle gegangen waren, ihre Eltern, und dann auch Lotte, ihre engste Freundin aus Jugendtagen, eine lebenslange Freundin und Gefährtin, die Rosemarie, am Ende des gemeinsamen Weges, gepflegt hatte, und mit der sie einst schon an der Tarpenbek spazieren ging….

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Was fragst du viel! Du hast in diesem Bach …

Von unseren Wegen. Und Gärten.

Was fragst du viel! Du hast in diesem Bach
des Lebens selber eingeschränktes Bild.
Des Werdens-Stromes Brausen hörst du nicht,
der Bach, der kleine, findet erst dein Ohr;
und lag die Welt dir gestern starr und still,
so redet sie dir heut aus seinem Mund
von ihres Flusses nimmermüder Flucht,
so hat sich die wagrechte Ebene,
die sie dich gestern dünkte, heut geneigt –
und rauschend reisst der Stunden Fall dich mit.

Christian Morgenstern

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Das Herz hat auch sein Ostern …

Als wir im Arboretum Ellerhoop waren …

Wenn einer starb, den du geliebt hienieden,
So trag hinaus zur Einsamkeit dein Wehe,
Dass ernst und still es sich mit dir ergehe
Im Wald, am Meer, auf Steigen längst gemieden.

Da fühlst du bald, dass jener, der geschieden,
Lebendig dir im Herzen auferstehe;
In Luft und Schatten spürst du seine Nähe,
Und aus den Tränen blüht ein tiefer Frieden.

Ja, schöner muss der Tote dich begleiten,
Ums Haupt der Schmerzverklärung lichten Schein,
Und treuer – denn du hast ihn alle Zeiten.

Das Herz auch hat sein Ostern, wo der Stein
Vom Grabe springt, dem wir den Staub nur weihten;
Und was du ewig liebst, ist ewig dein.

Emanuel Geibel

Gegangen, gegangen, hinüber gegangen…

Rosemarie. Sie liebte die Rapsfelder so sehr …

In der vergangenen Nacht ist meine Freundin und Gefährtin Rosemarie aus dieser Welt gegangen. Wir werden nie wieder gemeinsam an der Tarpenbek spazieren gehen.
Ich bin unendlich dankbar, eine so glückliche Zeit mit ihr verbracht haben zu dürfen. Und ich bin voller.Trauer.

Mittwoch, 22. April 2020, Tag der Erde

Die Letzten ihrer Art.

Sonnig, weiter zu trocken, die Einzige, die für einen kurzen Moment aufatmen kann, ist die Erde. Wohl nicht mehr lange, die “Arbeit” am “weiter so” läuft auf Hochtouren. Ich hatte mal Hoffnung für uns alle. Sie schwindet mit jedem Tag. Das liegt nicht an jenen, die ihre “Produktion hochfahren” wollen, von ihnen habe ich nichts anderes erwartet.
Auf dem Schreibtisch liegt wieder ein Tagebuch aus Papier. Und mein Federhalter…
Moin. Die Antwort auf meine Fragen liegt längst auf dem Tisch. Ich kann sie schon sehen, will sie aber (noch) nicht wahrhaben. Noch ein, zwei Tage in der Natur, dann werde ich sie ertragen können…

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Moin. 21. April 2020. Dienstag.

Kreidezeichnung auf Beton. Unbekannte Künstler*in. Masen.

Ich weiß immer noch nicht, wann ich zurückkehren werde, an diesen Schreibtisch, um dieses Tagebuch fortzusetzen. Ob überhaupt. Ich hoffe, daß die Antwort auf diese Frage mich findet. Ich jedenfalls kann sie nicht finden… Man sieht sich… Irgendwann. Irgendwo.

Fast vergessen: Die Zeitung In Hamburg, wenn Menschen demonstrativ auf die Verhältnisse in den Lagern in Griechenland aufmerksam machen wollen, dann wird auf strikte Einhaltung von Regeln geachtet. Und in Berlin findet das statt? Das ist unfassbar!

Und dann noch eine kleine Denksportaufgabe. Kombinieren üben.

Genug für heute. Nur für heute?

Ich mag heute nicht mehr schreiben. Es ist wieder sehr spät geworden und ich bin mir am Ende dieses Tages auch nicht klar darüber, was die Veränderungen, die die letzten Wochen in mir hervorgerufen haben, bedeuten. Ob sie für mein Leben eine größere Bedeutung haben, als ich zur Zeit absehen kann. Da ist vieles, über das ich mir klarer werden muss, als ich es zur Zeit bin. Morgen werde ich mir deshalb wieder eine Auszeit nehmen, kann sein, dass sie dieses Mal länger dauert, kann auch sein, das ich mich gar nicht mehr an diesen Tisch setze, an diese Tastatur. Ehrlich, ich hab wirklich keine Ahnung, ob und wie es hier weitergeht. Ich muss das erst herausfinden. Ich weiß, daß ich in meinem Garten arbeiten will, daß ich nur dort alles bedenken kann, daß ich mich dort besser fühlen werde, als an dieser Tastatur.
Ich hätte schon heute hinausgehen sollen…Schlafen Sie wohl. Und hören Sie der Nachtigall zu, wenn sie singt…