Morgen in stürmischer Zeit

Mein unsichtbarer kleiner Freund.

Moinsen. Keine Ahnung, wie es Ihnen mit all dem geht, was geschieht – und was nicht geschieht. Mir fällt noch schwer, was ich empfinde, in Worte zu fassen…

Aber ich kann sagen, daß ich hier weiterschreiben werde. Als ich gestern zu Bett ging, da wußte ich das noch nicht. Ich war wütend auf die Menschen, denen ein Fußballspiel, ein “Event” wichtiger ist, als das Leben. Wenn es nur ihr eigenes wäre, daß sie “aufs Spiel setzen” dann wär´s mir egal, aber die Leichtfertigkeit, mit der sie das Leben anderer bedrohen, die hat mich mit jedem “Statement” wütender gemacht. Dann hatte ich einen bösen Traum, einen von der Art, die so wirklich scheinen, die man nur schwer wieder los wird, auch wenn man erwacht. Und als ich dann auf meiner Bettkante saß, schweißgebadet, und der Regen, der gegen die Fenster prasselte, damit aufhörte, als ich zum Dachfenster humpelte, es öffnete, da fing im Garten eine Nachtigall das Singen an. Sie sang aus voller Kehle bis zum nächsten Regenschauer, und wenn der vorbei war, dann sang sie wieder. Ich habe ihr zugehört, zwischen allen Schauern, keine einzige Regenpause ließ sie ungenutzt und irgendwie war alles gut, beruhigte mich ihr unermüdlicher Gesang vom Leben und von der Liebe. Gegen 4, halb5, schlief ich dann wieder ein…Sie hat mir Trost geschenkt und Freude…

Ich bin dankbar für dieses Geschenk. Es ist mir kostbar, es bedeutet mir … Leben. Dieses kleine Vögelchen hat mir den Weg gewiesen. Und wenn ich ihn auch noch nicht leichten Schrittes gehen kann, so kann ich ihn doch humpeln…
In der kommenden Nacht werde ich wieder am Fenster stehen und sie bitten …