Grüne Seife. Neuer Akt nach größerer Pause.

Bloß nich am Lack packen !

Wir befinden uns auch diesmal wieder in der Dachkammer, die üblichen Verdächtigen sind anwesend, die Nachmittagssonne scheint durch das Westfenster, man sieht jeden einzelnen Streifen auf den äußerst schlecht geputzten Scheiben. Frau Müller kann das nicht besser. Frau Müller hat “Schulter”. Die Poetin hat sich etwas im Garten verdichtet, der Kater sitzt auf dem Kompost, Till ist mit seiner Laute an die Tarpenbeck, spazieren (er passt durch die Gitterstäbe). Schauen wir mal rein, in die Probe des neuen Aktes…

Prof. Bär: Ihr habt es gelesen, meine lieben Freunde, jetzt geht es los. Ran an die Eimer, die Putzlappen raus, jetzt wird in die Hände gespukt, wir steigern das Nettosozialglück.
(er sieht in die Runde und strahlt). Das Hasenschäflein reibt vor Freude sein Köpfchen an Pappas dicken Bauch und strahlt auch.)
Wan-Zen (der Drache der vollendeten Weißheit): Na, endlich. Ich dachte schon, das gibt nie was. Sie wissen, ich bin zu kurz, ich lang nicht dran, aber ich mach gerne das Wasser heiß.
Robbie: Und ich nehme die Mimi auf die Schultern.
Professor Bär: Nein, mein Junge, das geht nicht. Sie sind zu kurz, das macht sie nicht länger, das werde ich wohl machen müssen. Ich bin knapp über einen Meter, Mimi ist 1,70, das sollte genügen.
Hasenschäflein: Oder wir nehmen den supertollen Teleskopstangen-Ausfahrfeudel, den die Mimi extra dafür gekauft hat, Pappa. Ist das nicht viel leichter?
Pappa Bär: Aber ja, mein Liebes, da hast Du Recht. Der Pappi ist ein wenig zerstreut wegen all der Aufregung. Das will ja alles nicht organisiert sein, das muss spontan, aus dem Herzen und aus dem Bauch heraus kommen, dann ist es eine glänzende Sache. Sie wissen ja alle, wie schwer mir das fällt, spontan zu sein. Spontanität macht mich immer nervös. Nachher gehts, ja, aber jetzt bin ich…zerstreut. Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, beim superdupervollwollweichen Ausziehfeudel. Den nehmen wir. Also: Robbie, Sie nehmen die Eimer und holen Wasser, das Hasenschaf zieht sich den Friesennerz an, keine Widerrede, mein Schatz, du tust, was Pappa sagt, ich schnapp mir den Feudel, Wan-Zen sie gehen mit Robbie vor und machen das Wasser schon mal heiss und das Hasenschäflein schnappt sich die grüne Seife. Habe ich was vergessen?
Robbie: Ja. Den Photoapparat und die Mimi.
Prof. Bär: O!
Robbie: Macht nix. Passiert schomma. Ich schlage vor, ich mache die Photos und wir schicken die dann alle an das Wochenblatt. Von jedem einzelnen geputzten Schild. Und wenn das alles mal vorbei ist, diese ganze…doofe Zeit, dann machen wir ne Ausstellung damit. Von all den Bildern. Von uns für uns. Erinnerungen an die C-Days. So, das hätten wir. Alles klar. Wer spricht mit Mimi?
In diesem Moment betritt die Poetin die sonnendurchflutete Dachkammer, blinzelt streifenlos ins Licht, drei Seiten Gedicht im Fäustchen, ein Lächeln auf den Lippen. “Ich hab es fertig, ein Abgesang ” ruft sie fröhlich in die Runde “Wir noch nicht” sagt da der Bär und lächelt zurück “Wir fangen gerade erst an”. Die Mimi setzt sich in die kleine Runde. “Na, dann erzählt mal, was habt ihr ausgeheckt, womit wollt ihr anfangen?” “Mit dem Putzen” antwortet der Bär. Da lacht die Mimi, die gar nicht so gerne putzt. “Putzen?” lacht sie “putzen. Das habt ihr nicht von mir. Das sind nicht meine Gene. Aber gut, Freunde, ich hab auch Langeweile, keine mails, kein Telefon, keine Post, im Garten bin ich für heute fertig, also was liegt an?” Und alle erzählen es ihr. Durcheinander.
Später werden wir sie dann sehn, unsere Großstadtindianer, wie sie mit Lappen, Feudel, Eimer und grüner Seife bewaffnet, in die Abendsonne schreiten. Bis zur nächsten Ecke. Im Gänsemarsch. Immer 1,50 m zwischen sich. Lebendige Puppen sind zwar immun gegen alles, aber den Menschen doch sehr tief verbunden. Und immer vorbildlich….

Ende der ersten Szene.
“Und, wie warn wir?” will Robbie wissen. “Warn wir gut?” “Sehr sehr gut” sagt da die Mimi und streicht allen mal zärtlich über den Kopf. Nichts geht im Theater über ein gutes Ensemble…