Heute heiße ich Sie mal in der Tiefebene des Schriftstellerdaseins willkommen. Kennen Sie ja sicher, diesen Spruch von den Mühen der Ebene. Kenn ich, hab ich. Kunst macht wirklich eine Menge Arbeit. Das sieht man dem fertigen Werk nur nicht an. Wenn ich mir hier über die Schulter schauen lasse, dann auch, um das zu zeigen: Welche Arbeit Kunst macht. Und wieviel. Denn von der ersten Idee bis zum glücklichen Ende liegt ein sehr langer Weg…
Bis jetzt konnten Sie sehen, wie ich festlegte , was ich schreiben will (Komödie), wer mitspielt und was gebraucht wird (Liste der Akteure und Requisiten) , ich bestimmte Orte der Handlungen (derzeit: Dachkammer). Ich habe einen Titel gefunden und mir ein glückliches Ende ausgedacht (Alle Schilder sauber, alle Langenhorner happy. Das Bezirksamt auch). Alles dazwischen aber ist offen und den Weg, der zu gehen ist, den gilt es für mich zu finden. Weil ich ja ein Happy-Ender* bin, bleibe ich optimistisch. Ich begann ein reales Geschehen in eine (mal mehr, mal weniger) fiktive Handlung einzubinden… Was Sie bisher noch gar nicht lesen konnten: Welche Überlegungen ich anstellen, was ich vorbereiten muss, das über das “reine” Schreiben hinausgeht. Punktum: Was außerhalb des “Drehbuches” hinter den Kulissen passiert. Und das wird immer mehr. Natürlich habe ich eine Vorstellung davon entwickelt, wie ich von A ( ich will Schilder putzen ) nach B ( alle Schilder in Langenhorn sauber) komme. Aber da Fiktion und Wirklichkeit in dieser Komödie miteinander verbunden sind und die erdachte Lösung am Ende obendrein auch noch Wirklichkeit werden soll, da musste ich mir in den letzten Tagen eine Menge Wissen aneignen. Herrschaftwissen. (Frau Müller lacht). Ich habe die verschiedensten Gesetze gelesen, von sowas wie Hamburger Wegedingens über das gute alte Bürgerliche Gesetzbuch bis hin zur Verfassung Hamburgs. Ich habe in Pressearchiven gelese und im Ratsinformationssystem alles gesucht, was es zum Thema an Anträgen und Beschlüssen zu finden gab. Die letzten 5 Jahre. Ich las Plenarprotokolle. Ich lese und lese und lese. Aber ich schreibe eben viel lieber Komödien und solche “Studien” halten mich davon ab. Andrerseits kann ich durch Lesen meinen Buchstabenvorrat wieder auffüllen – ich hau ja doch hier ne ganze Menge raus. 😉 . Es ist wichtig, sich mit Wissen zu bewaffnen, wenn man sich ins Mühltal der Bürokratie begibt. Das liegt hinter dem Gesetzesdschungel, da müssen wir durch, und in dem hausen die Paragraphenreiter, deren Sprache man schon verstehen sollte. Auch wenn man selbst nur auf der Durchreise ist…Dann brauche ich auch sehr viel Zeit für Telefonate. Und noch mehr Zeit, um die Telefonnummern dafür herauszufinden. Und ich muss mich ja auch noch um die Erholungsvertretung von #Behörde1 und #2 kümmern. Mit wem besetze ich? Überlass ich das dem Zufall? Schreibe ich die Stelle aus? Natürlich hatte ich da auch schon was auf den Weg gebracht, aber da bin ich dann, erstaunlicherweise, in eine ganz seltsame Sackgasse geraten, aus der ich aber mit viel viel Wissen und noch mehr Telefonnummer herauskam … Und in all der Zeit, die ich für all das brauche, kann ich nicht tun, was mich wirklich glücklich macht: Schreiben. Phantasieren. Mir die unglaublichsten Dinge ausdenken. Enden ohne Schrecken.
Heute mache ich von all dem Nichts, keine Recherche, keine mails, keine Telefonate. Heute lese ich im Bürgerhaus bei der Kaffeetafel des Bürger- und Heimatvereines. Diesen Beitrag, den habe ich gestern schon vorgearbeitet. Zur Samstagsvorstellung bin ich dann wieder da.
Bis dahin: Lassen Sie sich lieben. Lieben Sie. Fassen Sie sich ein Herz.