Frühling. Nach schrecklichem Winter.

Letzte Woche. Vor dem äußerst schlecht geputzten Dachkammerfenster: Frau von Bora, meine gefiederte Freundin.

Vor einem Jahr schrieb ich über eine “Zusammenkunft im Internet”. Damals wussten wir nicht, was uns bevorstehen würde. Wir hatten die Angst in den Knochen, Furcht in der Seele und der Schrecken fuhr uns täglich neu in sämtliche Glieder. Nachdenklich wurden wir und wir rangen um Haltung… Nun, ein Jahr später, wissen wir es genauer. Und stehen doch wieder an der gleichen Kreuzung, am gleichen Scheideweg. Dazwischen ein ganzes Jahr voller Versäumnisse.

Noch immer sind es die gleichen: Zu wenig, zu spät, zu zögerlich.
Es fehlt, auch noch immer, an allem, was notwendig ist, wirksam Lockerungen vertreten zu können.
Nur Ankündigungen…Ich lebe in einem Land, in dem, bei steigenden Inzidenzien mit ansteckenderen Virusformen, Lockungsübungen gemacht werden.
Von den “drei Säulen der Pandemiebekämpfung”, als Voraussetzung für Lockerungen, “Aha-Regeln, Testen, Impfen”, stand bisher nur eine fest. Die Säule, die wir uns selbst vor einem Jahr schufen, als wir mit gewaschenen Händen Masken auf Mund und Nase setzten, die wir selbst genäht hatten. Und während wir, von Politik verspottet, mit Garn und Nadeln hantierten, begannen andere stattdessen lukrative Geschäfte einzufädeln…
Und jetzt? Auf eine seltsam “geschäftige” Art haben wir uns im Kreise gedreht, immer wieder das gleiche Beschaffungsdrama, eine Tragödie in zählbar tödlichen Akten und ein Ende ist nicht abzusehen…
Wußten Sie, dass von den bisher 75.000 ( !!! ) Verstorbenen etwa 60.000 in den Monaten November bis März starben?
42600 davon allein in den Monaten Dezember und Januar… 42.600 !!! in nur 2 Monaten.

Und kein Staatsakt, kein gemeinsamer Ort, kein Raum für all die nicht aufzuschiebende Trauer, – im April dann mal eine Kerze ins Fenster. Vielleicht. Wenn die Corona-Reisenden aus dem Urlaub, und die Corona-Leugner von den Rundreisedemos zurück sind…

Ich habe für das, was geschieht, ebenso wie für das, was unterlassen wird, keine Worte. Ich las die Beiträge des vergangenen Jahres durch, Tag für Tag, “ein Jahr danach”.
Die gleichen Gedanken habe ich heute, zu den Fehlern, den gleichen Versäumnissen, der immer gleiche Uneinigkeit. Auch damals schon hatte mancher die Wahlen im Blick, den Parteivorsitz, die Kanzlerkandidatur… Damals, wie heute, immer wieder der gleiche Fingerzeig – von oben nach unten. Der Herr, der schickt den Jockel aus… Die Bundesregierung zeigt auf die Länder, die Länder auf die Kommunen, und umgekehrt und jetzt, im “Super-Wahljahr”, zeigt zusätzlich Jeder auf Jeden….

Und wir? Allein zu Haus, der, dem sein Leben lieb ist, fernreisend Andere, die sich für unverwundbar halten und “Demonstranten”, die zeigen, dass und auf was sie alles scheißen: Auf Einhaltung von Hygienemaßnahmen, ebenso wie auf gerichtliche Auflagen, auf den Staat sowieso, auf ihr eigenes Leben und vor allem und besonders eindrücklich demonstriert: Auf das Leben ihrer Mitbürger.

Ich bin seit Mitte Dezember krank und erhole mich nur sehr langsam.
Nun hat also ein neuer Frühling begonnen, mit neuer Hoffnung. Und weil es mir etwas besser geht, will ich heute ein paar (vorläufig) abschließende Bemerkungen zur “Akte Tarpenbek.” machen:
Zu Beginn des Jahres bekam ich die Antwort vom Eingabeausschuss der Bürgerschaft. Das Vertrauen, das ich vorsätzlich in die Selbstreinigungskräfte der Poltik gesetzt hatte, ist erwartungsgemäß vollends enttäuscht worden. Nicht, dass ich es ernsthaft anders erwartet hätte, aber man lebt ja doch auch von der Hoffnung. Überrascht bin ich dennoch.
Ich will jetzt nicht näher darauf eingehen, das wird zu anderer Zeit an anderer Stelle geschrieben werden, jetzt nur das Wesentliche:
Der Eingabeausschuss bezieht sich auf eine beigefügte Stellungnahme des “Staatsrat für Bezirke” und schließt sich ihr an.
Der Herr Staatsrat befand, das seie alles einwandfrei gelaufen, der von mir angefochtene Beschluss rechtsgültig gefasst und deshalb nicht zu beanstanden. Und der Eingabeausschuss, findet das dann auch, dass er irgendetwas selbst überprüft hätte, kann ich dem Schreiben jedoch nicht entnehmen. Außerdem wäre ihm ja sonst auch “etwas” aufgefallen…
Die Begründung des Herrn von Vogel finde ich ebenso abenteuerlich wie durchsichtig, aber das macht ja alles nichts, weder will noch muss ich mich jetzt um das Ende der Geschichte kümmern. Der Weg ist frei und diesen Teil seiner Geschichte, die schreib ich später.
Es ist ja doch alles “aktenkundig”, – jedenfalls in meiner Akte. Selektive Auswahl aus der “Verwaltungsakte” und eigenwillige Argumentationen diverser “Behördenverteter” lassen sich damit zweifelsfrei widerlegen. Später…
Das Einzige, was derzeit für mich wirklich zählt, das ist meine Genesung – und zur Therapie gehören vorrangig Ruhe, Spaziergänge an der Tarpenbek, leichte Gartenarbeit, Schonkost, heitere Gedankengänge und Puppentheater.
Mein Tagebuch schreibe ich nun wieder von Hand und nicht öffentlich, dabei soll es vorerst auch bleiben. Wenn ich meine Heiterkeit mal teilen möchte, dann schau ich aber hier rein und mach`s.
Vielleicht ist mir und den Puppen mal wieder nach Komödie oder wir putzen an sonnigen Tagen wieder Straßenschilder.
Weiß man`s? Ich weiß jedenfalls heute noch nicht, wozu ich morgen Lust haben werde. Ich werd einfach tun, wonach mir ist, und das alles fein allein. Auerdem bin ich seit dem 1. März Armutsrentenempfängerin für langjährig Beschäftigte. Ich muss also nix mehr.
Ich kann lauter ganz gesunde Sachen machen….Zum Beispiel: Lachen.
Das ist noch immer die beste Medizin… Mit freundlichen Grüßen Ihres Gesundheitsministers.