Moin. Der letzte Tag im September 2020

Am “Verholer”. Ein rätselhafter Ort am Fischmarkt. Die Mysterienspiele finden heute in Hafenkneipen statt.

Mor…gähn. Bis 9 Uhr habe ich lange nicht mehr geschlafen, was aber auch daran liegen kann, daß ich die halbe Nacht wach war, um mir eine “Debatte”anzusehen.
Es wäre besser gewesen, ich hätte beizeiten geschlummert. Ich will mich nun, das kündigte ich ja an, mit dem befassen, was da vorgestern in der Regionalausschusssitzung geschah. Oder präziser: nicht geschah.
Ich weiß, daß die Transparenz, die durch diese Webseite hergestellt ist, für manche Beteiligte äußerst schmerzhaft ist. Auch dass ich mir erlaube, nicht nur eine Meinung zu haben, sondern diese, für jedermann nachlesbar, öffentlich zu äußern und zu vertreten, das empfindet die Verwaltung als Zumutung, so manchem Politiker ist es erkennbar unerträglich, die Bürger schätzen es. Und diese Bürger sind es, die mich befähigen, die Versuche der Herabsetzung und Diskreditierung von Verwaltung und Politik, lächelnd zur Kenntnis zu nehmen.

Ich bin eine leidenschaftliche Demokratin. Die Liebe zur Demokratie lässt es aber nicht zu, darüber zu schweigen, was nicht nur hier, in Langenhorn, sondern überall, in jeder Stadt, jedem Land dieser Republik geschieht.
Die Geschichte der Tarpenbek bietet mir die Möglichkeit, diese drängenden Probleme exemplarisch aufzuzeigen. Lösen können wir sie nur gemeinsam.
Jede und Jeder Beteiligte, seien es Mitarbeiter der Behörden, Kommunalpolitiker oder Bürger, hat in diesem “Lehrstück” von vornherein eine Rolle gespielt. Diese Rolle habe ich ihm nicht zugewiesen, er hat sie sich selbst ausgesucht, lange, bevor ich anfing, dieses Tagebuch zu schreiben und begann die Vorgänge um die Tarpenbek zu dokumentieren.
Und jeder entschied selbst, wie er diese Rolle ausfüllte.
Es hat unzählige Möglichkeiten gegeben, sich anders zu verhalten, als man es tat.
Immer wieder gab ich Hinweise, habe Brücken gebaut, Wege aufgezeigt, die begangen hätten werden können. Es hat mich erschüttert, dabei zuzusehen, wie unbeirrbar der eingeschlagenen Weg, von der Verwaltung, wie von der Politik, weiterbeschritten wurde.
Und wie weit man zu gehen bereit ist.
Ein Weg, der überall begangen wird und die Demokratie immer näher an den Abgrund führt.
Wer politische Führung für sich verlangt – und/oder bekommen hat, die Zeichen der Zeit sieht und beklagt, sich aber dennoch beharrlich weigert, sie zu deuten und Konsequenzen daraus zu ziehen, dem ist kaum noch zu helfen.
Statt einmal kritisch zu hinterfragen, welchen Anteil man selbst daran hat, dass die Demokratie an einem Abgrund steht, der zu fürchten ist, zeigt man ebenso selbstverliebt wie besserwisserisch fortwährend mit dem Finger auf Andere.
Doch auch wenn die Selbstreinigungskräfte im “politischen Raum”, wie wir gerade erleben dürfen, nicht sonderlich groß sind, so habe ich dennoch die Hoffnung nie aufgegeben, dass sich Menschen ändern können und die Verhältnisse dann auch ändern lassen.
Dazu aber braucht es uns alle, Verwaltung, Politik und mündige Bürger, gleichermaßen, wenn wir eine weitere Katastrophe abwenden und die Schäden, die wir angerichtet haben, beseitigen wollen.
Drei Jahrzehnte lang heißt es, nach jeder Wahl, man habe verstanden, es könne nun wirklich nicht mehr so weitergehen, und dann ? Geht alles genau so weiter. Und schlimmer noch.
Alle beklagen lauthals, dass sich nichts ändert, die Bürger ebenso wie die Politiker. An Schuldzuweisungen mangelt es wirklich nicht, aber es mangelt an jedweder Bereitschaft zur Selbsterkenntnis und dem unbedingten Willen zur Korrektur des eigenen Verhaltens.
Ja, es fällt unendlich schwer, sich selbst einzugestehen, das man Fehler hat und Fehler gemacht hat. Dass man, selbstverliebt, die eigene Wichtigkeit maßlos überschätzte, dass man eher bereit ist, andere herabzusetzen, als von der eigenen Selbstüberhöhung abzulassen. Dass man sich zu Herren aufschwang, wo man doch gelobt hatte, Diener zu sein. Diener des Staates und Diener des Volkes…
Das ist schmerzhaft und es sind bittere Momente.
Doch wir werden die Probleme unserer Zeit nicht lösen, wenn wir alle uns diesem Schmerz und der Bitternis nicht stellen.
Es ist unumgänglich, dass wir aussprechen was ist, und uns diesen Schmerz zumuten.
Und es ist absolut notwendig, einander dabei zu achten und zu respektieren. Sonst werden wir uns nicht mehr verzeihen können. Und das müssen wir. Alle.
Denn sonst gehen wir mit diesem Planeten und seiner wunderbaren Schöpfung, die wir nahezu vollständig ruiniert haben, unter. Alle miteinander.

Soweit meine einleitenden Worte, das Allgemeine betreffend.
Im nächsten Beitrag geht es dann um das Spezielle.
Die unrühmliche Rolle der Regionalversammlung und ihrer Mitglieder…