Heißzeit in der Dachkammer

Lagerfeuer. Gestern.

Guten Abend. Sommer in der Stadt. Als ich meinen Spaziergang auf den Vormittag verlegte, da hab ich an alles gedacht, nur nicht daran, daß die Temperaturen mir spätestens ab Mittag das Arbeiten in meiner geliebten Dachkammer unmöglich machen würden. Die waren heute über 30 Grad, ich habe keine Klimaanlage, und hätte ich eine, würd ich sie nicht nutzen wollen. Auch wegen des Klimas. Wäre ja alles weiter kein Problem, wenn ich nicht so … “altmodisch” wäre und mich mit einem Schlepptop in den kühlen Grund unter den Walnussbaum setzen würde…

Mag ich aber nicht. Ich hab den Sprung in die Neuzeit mit meinem alten PC beendet. Auf alles danach habe ich verzichtet. Heute gibt es mehr und mehr Menschen, die mich darum beneiden, daß ich nicht SmartPhonesüchtig bin. Und alle erreichen mich trotzdem, wenn Sie es wollen. Das Bezirksamt will nicht. Aber das ist ja alles nur eine Frage der Zeit. Und die nutze ich im Moment, um eine Klage beim Verwaltungsgericht vorzubereiten. Auch das Beantragen von Einstweilige Anordnungen lässt sich durchaus mit Block und Bleistift vorbereiten. Tippen kann ich dann in der Nacht, da ist es ganz angenehm kühl hier oben und dem Himmel nah…

Wenn mich der Hafer sticht, dann zockel ich einfach mit Schlafsack und Thermokanne in die Pressestelle des Bezirksamtes und warte vor Ort auf Antworten. Sollen sie mich doch raustragen, Zeitungen lieben solche Bilder. Hab ich in meiner Jugend schon mal beim Arbeitsamt auf dem Flur gemacht, Isomatte und Schlafsack ausgerollt, aber im Alter ist das bestimmt viel spektakulärer. Das ist wirklich ganz unglaublich, wie man hier glaubt, mit Bürgern umgehen zu können. Das wird allerhöchste Zeit, dass sich hier grundlegend etwas ändert. Ich halte die Sperrung der Tarpenbek mittlerweile für schlicht rechtswidrig und ich ahne, dass auch “die Behörde” das ahnt. Auch wenn man mir bis heute keine Auskünfte erteilt hat, so gibt es doch zahlreiche Anhaltspunkte. Da muss ich eben “Indizienbeweise” führen. All das dauert und dauert.. Aber ich will das beschleunigen. Meine liebste Freundin ist 94 Jahre alt. Sie geht ihr Leben lang schon an der Tarpenbek spazieren und soll es auch jetzt tun können. Man hat uns unsere Wege gesperrt, uns ein großes, sehr bedeutendes Stück unserer Lebensqualität geraubt. Und nicht nur uns…


Und die Lokalpolitik? Da wollen wir doch erstmal festhalten, dass ich hier die ganze Zeit deren Aufgaben wahrnehme. Man weiß, daß ich daran arbeite, ich habe vielfach um Kontaktaufnahme gebeten. Man entschloss sich aber, die Dinge ohne die Bürger “in die Hand zu nehmen”. In diesem Fall: in altbewährter Manier zu “irgendeinem” Ende zu bringen, was man selbst nicht mal angefangen, sondern widerspruchlos hingenommen hatte. Zu all den vielen Lokalpolitikern hat es nur zwei Kontakte gegeben, die ich als positiv empfinden kann.
Was da nun morgen in der Bezirksversammlung “beantragt” wird, das hatten wir doch alles schon einmal, alles schon dagewesen, alles schon beredet worden. Und? War es von Dauer? Die Wege an der Tarpenbek sind keine zwei Jahre später wieder gesperrt. Die Verwaltung macht was sie will. “Der Schwanz wedelt mit dem Hund.” salopp formuliert.
Statt sich Respekt zu verschaffen und nun ganz klar und unzweifelhaft für sofortige Abhilfe zu sorgen, wird gebeten, wird beantragt, der möge doch mit jenem sprechen, man möge hinwirken auf… Klarheit schaffen geht anders.
Und die Antworten des Senates auf die Anfrage eines Abgeordneten? Eine einzige Unverschämtheit.
Nicht Eine*r, weder damals, 2015, noch heute, hat jemals die Frage nach der Rechtmäßigkeit des Verwaltungshandelns gestellt. Und das ist für mich die einzig relevante Frage. Es wird Gründe haben, dass diese Frage niemand gestellt hat – und auch nicht stellen will. Darauf komme ich später noch zu schreiben.
Für heute mag ich nur noch den ollen Goethe zitieren. Der hat ja, wie auch ich, viel und gern geschreiben. Und er war Jurist. In “einschlägigen Kreisen” wird er bei allen Gelegenheiten viel und gern zitiert. Ein Zitat habe ich aber noch nie gehört.
Es ist mein liebstes, denn es erweist sich immer wieder als zutreffend. Es passt zudem sehr gut in diese Hansestadt:

“Wer das Falsche verteidigen will, hat alle Ursache, leise aufzutreten und sich zu einer feinen Lebensart zu bekennen. Wer das Recht auf seiner Seite fühlt, muß derb auftreten: ein höfliches Recht will gar nichts heißen.”

Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht und erholsamen Schlaf, ich selbst nicke etwas und stehe um Mitternacht schlaftrunken wieder auf. Ich habe ja noch zu arbeiten. Mit kühlem Kopf, in einer dann hoffentlich wohltemperierten kleinen Freien Dachkammer in Langenhorn.