Moinsen. Himmel graublau mit Schäfchenwolken, trocken, kein Wind. Mehr lässt sich noch nicht sagen Auf jeden Fall aber ist dies der Tag, an dem für mich sowas wie “Urlaub” beginnt. Retreat, innere Einkehr. Ich schreibe jetzt seit Monaten, ohne Pause, und wenn ich nicht schreibe, lese ich. Zeitungen, Gesetzestexte, B-Pläne, Gerichtsurteile und vieles mehr. Um 6 fängt mein Arbeitstag an, um 22 Uhr sitze ich oft immernoch am Schreibtisch. Und es ist ein “Arbeitstag”, einer von der Art, wie ich sie nicht will. Das muss so intensiv sein, denn andernfalls gibt es keine Spaziergänge an der Tarpenbek mehr…
Nun habe ich erstmal alles beisammen, was ich brauchte, alles ist vorbereitet, die Dinge auf den Weg gebracht. Nun ist Zeit, mich auszuruhen. Das heißt nicht, daß ich nicht wachsam bin, das heißt nicht, daß ich Ruhe geben werde – aber ich nehme mir welche.
Ich fing hier so intensiv zu schreiben an, als das Virus in Italien wütete und in Deutschland ankam. Da beschloss ich, öffentlich zu arbeiten. Aber nun ist “Corona” ja vorbei, jedenfalls benehmen sich immer mehr Menschen so, als sei nie etwas gewesen. Es wird wieder gefeiert, es werden Urlaubspläne gemacht, weitere Lockerungen können gar nicht schnell und nie weit genug gehen. Und auch mir ist es gestern gleich zwei Mal passiert, daß ich die Abstandsregel nicht beachtet habe. Reine Unachtsamkeit und ich bin dankbar dafür, daß man mich daran erinnerte. Es hat mir gezeigt, wie schnell das geht, wie leicht auch ich mich anstecken kann, am Zeitgeist. Weil ich müde bin, weil ich wenig Zeit habe, weil ich eiliger werde. Weil ich die Regeln, die ich mir selbst gab, zu vergessen drohe, so, wie ich die Ruhe schon verlor, die Struktur, manchmal auch die Gelassenheit, die ich mir so mühsam angeeignet hatte. Ich will mich wieder besinnen. Denn es ist ja nicht vorbei, nur weil Zahlen sinken und eine trügerische Normalität eingekehrt ist. Sie sanken, weil wir alle für eine Weile eins und hochkonzentriert waren und alles unterlassen haben, was uns und andere gefährdete. Weil wir Rücksicht übten. Geduld hatten. Nein, über Corona gibt es derzeit nichts mehr zu schreiben. Bis zur nächsten Welle…
So kann ich mir jetzt also aus vielerlei Gründen Zeit nehmen, neue Kraft schöpfen, mich um meine Gesundheit kümmern, denn es tut mir auch nicht gut, so viel zu sitzen.
Nichts ist vorbei. Nicht die Pandemie, nicht der Kampf mit den Behörden. Wir sind auf dem Weg in eine neue Zeit, doch er ist noch lang nicht beendet. Jetzt, das ist nur eine Verschnaufpausen.
Ich will sie nutzen, um Kraft zu schöpfen. In dieser Woche wird es deshalb allenfalls einen Morgen- oder Abendgruß geben. Bleiben Sie mir bitte dennoch gewogen und zugeneigt...