Mein Lieblingsbrot.

Der Bauernlaib

Ich hab`s versprochen und so soll es auch sein: Das ist mein Lieblingsbrot. Ich entdeckte es eher zufällig, die Suche danach hatte ich schon lange aufgegeben. Zwar habe ich in den vergangenen Jahren bei den verschiedensten Bäckereien ähnliches gesehen, aber es schmeckte nie so, wie das Brot, das ich aus meiner Kindheit kannte.

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Und da lag es dann eines Tages vor mir, in dem kleinen Lädchen am U-Bahnhof Langenhorn-Markt. Seither freue ich mich auf jeden neuen Laib. Es hat keinen “Einheitspreis”, sondern wird abgewogen und jeder Laib sieht etwas anders aus, denn es ist keine “normierte” Ware, keine Massenproduktion. Und es ist auch nicht “billig”, aber jeden einzelnen Cent wert. Ich hab mich lange Zeit gar nicht dafür interessiert, wer es hergestellt hat, ich war so froh, es gefunden zu haben und so mit Genuß beschäftigt, daß ich mir gar keine Gedanken über den Bäcker gemacht habe. Und es war eher ein Zufall, daß ich es dann dennoch erfuhr. Sie wissen ja von meiner morgendlichen Weltreise an die Orte, aus denen die Leser dieser Seite vermutlich kommen. Und an einem Morgen reiste ich dann nach “Braak” und suchte nach einem kleinen Film über diesen Ort. Und da fand ich dann diesen, über eine historische Windmühle. Seither weiß ich, wo diese Köstlichkeit herkommt und daß der Müller auch der Bäcker dieses herzhaften Brotes ist. Und ich bin begeistert von der Tradition des Familienunternehmens und seiner Philosophie. Das ist für mich verantwortliches Wirtschaften, eine Unternehmenskultur, die den Namen auch verdient hat. Alles, was ich darüber erfahren konnte, spricht von der großen Liebe, mit der dort die Tradition drei alter Handwerke intensiv gepflegt wird. Ich weiß nun: Das Brot stammt aus “sehr gutem Hause”. Ich wünsche mir, daß diese Art des traditionellen Handwerkes nicht nur erhalten bleibt, sondern dass sie in unserer Zukunft wieder zunehmend Raum greifen möge. Ich wünsche mir eine Vielzahl von kleinen und mittleren Unternehmen, in denen Menschen würdige Arbeit finden, “ehrliche” Produkte fertigen, statt der Fabriken, in denen mit chemischen Hilfsmitteln ein Billigprodukt massenhaft fabriziert wird, dass nichts mit dem gemein hat, was es einmal war: Gesundes, schmackhaftes Brot. Ich weiß, dass sich viele Familien ein solches Brot alltäglich nicht leisten können. Auch das ist eine Folge der massenhaften Billigstproduktion von Konzernen, in denen Menschen arbeiten, aber kein Auskommen mehr haben. Doch hin und wieder ein solches Brot, und sei es nur einmal im Monat, das sollte möglich sein. Wenn wir wieder anfangen darauf zu achten, was und bei wem wir es kaufen, wenn wir das lokale und regionale Handwerk durch unsere Einkäufe fördern, wann immer wir es können, dann wird es eines Tages wieder viele solcher Handwerksbetriebe geben, in denen Menschen gern arbeiten, auskömmlich bezahlt werden und wir alle wieder Lebensmittel kaufen können, die gesund und schmackhaft sind. Viele Arbeitsplätze werden so entstehen, mehr als in den maschinengetriebenen Fabriken. Das sollte uns am Herzen liegen, damit wir nicht nur überleben, sondern gesund leben und mit Genuß essen können.
Etwas, wie dieses Brot, das keinen weiteren Belag braucht. Butter und eine Prise Salz vielleicht, mehr nicht. Es ist “von Natur aus” köstlich.
Nun wissen Sie also, was mein Herz und meine Zunge begehren und ich in Langenhorn gefunden habe. Für mein liebstes Wiener Schnitzel hingegen. da müsste ich sehr weit reisen.
Wie auch für die allerbeste Pizza Margherita. Aber das sind andere Geschichten…