Ich hab die Tränen weggewischt, das Näschen, die Brille und die Fenster geputzt und sehe nun wieder ganz klar. Ich kann auch wieder richtig hören, ich hab nämlich die Stöpsel aus den Ohren gezogen, die ich aus Gründen des Selbstschutzes reinstecken musste. Und wer ist da der Erste, den ich sehen, hören und ertragen musste? Herr Lindner. Und den werde ich mir mal als Allerersten vornehmen, diesen eitlen Maulhelden, der meint er könnt was und er wüsst was…
Ja, es geht weiter mit meinem Volkstheater. Das kommt ja überhaupt nicht in Frage, daß unwidersprochen bleibt, was mancher einer, der ansonsten keinen Arsch in der Hose und wenig Geist in der Birne hat, in diesen Tagen absondert. Und ich darf Ihnen versichern: aus jeder Krise geh ich immer gestärkt hervor…Und den großen, den letzten Durchbruch – den hab ich jetzt gemacht. Er liegt hinter mir und vor mir ist: Ein weites Feld. Meines.
Mein Bein ist wieder o.k. , auch mein Auto, Herr Petersen, läuft wieder, seine Batterie ist ebenso geladen, wie die meine und wir sind beide guter Dinge. Es hat mir gut getan, mir die letzten Wochen hier im Tagebuch gestern in der Nacht durch zu lesen und ich habe über so vieles von Herzen lachen können. Ich habe mich von meinem Humor anstecken lassen, er ist wieder da und ich weiß jetzt auch, an welcher Stelle meine Stimmung kippte und warum. Wird nicht wieder passieren, denn diese Klippen sind leicht zu umschiffen, wenn man sie einmal kennt. Erzähl ich Ihnen noch, jetzt werde ich mich aber erstmal bei meinem Garten bedanken, der mir, einmal mehr, so wunderbar geholfen hat. Aufgeben ist einfach keine Option und passt auch ganz und gar nicht zu mir. Das Erstaunlichste in meiner Krise war, daß ich gestern Heavy Metall gehört hab, eine Musikrichtung, die ich bisher für mich immer abgelehnt habe. Ich konnte nie verstehen, wie man sich freiwillig so viel Lärm aussetzen kann. Jetzt verstehe ich es. Es ist sehr befreiend. Nicht, daß ich jetzt gleich nach Wacken fahren wollte, aber ganz ausschließen würde ich es auch nicht mehr…
Das ist wirklich eine sehr seltsame Zeit. In ihr geschehen Zeichen und Wunder …
„Ich habe immer geglaubt, und ich glaube immer noch, dass wir allem, ob es Glück oder Unglück bringt, dass wir allem was uns in den Weg kommt, insgesamt immer einen Sinn geben und es in etwas Wertvolles verwandeln können.“ (Siddartha, Hermann Hesse)