Unterscheiden lernen.

Kann ich. Kein Problem.

“Alle doof. Außer ich.” Das ist es, was ich aus Herrn Streeks wortreichen Einlassungen verstehe, wenn ich sie auf das Wesentliche zusammenstreiche. Und ich frage mich, ob er eigentlich selbst daran glaubt oder ob er es sich selbst glauben machen will, indem er andere von sich zu überzeugen sucht. Kann aber auch sein, daß er einfach nur ein profilgeiler Karrierist ist, dem seine frühen Erfolge (auf anderem Gebiet) zu Kopfe gestiegen sind und ihm die Sinne verwirrt haben…


Um mich auf diesen Beitrag vorzubereiten, Irrtümer oder Verständnisfehler, die aus falscher Erinnerung resultieren könnten, für mich auszuschließen, habe ich mir das gesamte Gespräch, “den Talk” – Satz für Satz – noch einmal angehört. Und mußte feststellen, daß das, was mir als erster Eindruck gebleiben und erinnerlich war, von der Wirklichkeit noch übertroffen wurde. Vieles war untergegangen, im wabernden Nebel zahlloser Worte, in der schnellen Abfolge dessen, was geredet wurde.
Heute aber hatte ich die Pausentaste. Ich habe mir dabei zahlreiche Notizen gemacht, alles noch einmal überdacht und mir meine Meinung gebildet, die ich Ihnen im folgenden Artikel gerne begründen möchte. Dies ist nur die Einleitung. Es ist mir schwer gefallen, das alles nochmal anzuhören. Es war schlimmer als gestern, denn ich konnte es danach Satz für Satz nachlesen. Wenn ich Ihnen in den vergangen Tagen immer wieder dieses Lied eingespielt habe, dann tat ich es nicht ohne Grund. Ich möchte, daß Sie Acht geben, genau zuhören, hinsehen, daß Sie hinterfragen, was geschieht, daß Sie sich nicht beeindrucken lassen, von Menschen, die ehrenwerte Titel wie eine Monstranz vor sich hertragen, die hohe Ämter bekleiden, “schön” zu reden wissen und von morgens bis abends den Eindruck erwecken, sie seien allein deshalb schon vertrauenswürdig. Sie sind es nicht. Sie sind Menschen, wie Sie und ich. Und als solche haben sie, genau wie wir, mit allem zu kämpfen, mit dem jeder Mensch zu kämpfen hat: Mit Eitelkeit und Geltungsbedürfnissen, mit Neid und Mißgunst, mit Selbstüberschätzung, Selbstverliebtheit und einem Mangel an Bescheidenheit, dem Willen zur Macht und ihrem Mißbrauch. Sie dürfen die Liste menschlicher Schwächen und Fehler gern selbst fortsetzen, jedem von uns fällt etwas dazu ein. Es sind ganz normale Menschen, die sich nur in einem von uns unterscheiden: Sie sind, in der Position, die sie erreicht haben, unter ihresgleichen und bleiben es auch. Sie wissen, wie sie selbst in diese Positionen kamen und sie wissen es auch von den anderen. Und das ist das Problem: Da gibt es kein Korrektiv mehr, keinen der ihre Handlungen ernsthaft hinterfragt, allenfalls gibt es eine Konkurrenz um den nächsthöheren Posten, das höhere Vorstandsgehalt, den wohlklingenderen Titel, den nächsten Lehrauftrag, eine Institutsleitung, ein Minister- oder das Kanzleramt. Kleine Rangeleien auf den Stufen der Karriereleiter – die Richtung aber, die sie eingeschlagen haben, in ihren kleinen Zirkeln, ist immer die Gleiche. Sie sind nicht “anders” als wir, als jeder Mensch, es gibt keinen Grund, ihnen mehr oder weniger zu vertrauen, als irgendeinem anderen Menschen, Titel hin, Posten her. Aber es gibt eine ganze Reihe von Gründen, ihr Reden und Handeln genau zu beobachten und zu hinterfragen. Wir haben das allzulange nicht getan, haben blind vertraut. Das war einfacher, es war bequemer, und wie die Lemminge sind wir denen hinterhergelaufen, die behaupteten, sie kennten den “richtigen Weg”, seien “gut aufgestellt” wüßten, was gut sei, in der “Komplexität der “immer globaler werdenden Welt”, die wir nicht verstünden. Wir haben vertraut, haben uns führen und verführen lassen und sind deshalb da, wo wir stehen. Am Abgrund. Angesichts der von den “Stars” der Amts- und Würdenträgern selbst geschaffenen “Komplexität der Welt”, hätten wir beizeiten nach genialen Vereinfachern suchen müssen. Denn auch die gibt es. Die Wohlwollenden, die Redlichen. Auch sie tragen Titel, bekleiden Ämter, aber sie bilden sich nichts darauf ein. Wir müssen lernen, die einen von den anderen zu unterscheiden. Das ist gar nicht so schwer. Wir müssen uns dazu nur unseres eigenen Verstandes bedienen, genau zuhören und hinsehen. Den Wohlwollenden, denen müssen wir dann Flügel verleihen. Doch zuerst müssen wir uns um die Blender und Schaumschläger kümmern. Aus gegebenem Anlass mit Herrn Streeck zuerst – er drängte sich gestern ja tüchtig nach vorn…

Fofftein. Ich muss was essen. Pizza von La Cucina. In Treue fest…. Und ein schnelles Pferd, das muss ich mir auch noch besorgen.