Meinzeit, was war das Gestern köstlich heiter. Dieses Bad hatte sich selbst eingelassen und wie es so wohltemperiert da stand, dacht ich mir, “Komm, Mimi, steig rein, wenn es schon eingelassen ist”, hab die Klamotten des Verstandes abgestreift und bin ruck-zuck-ratz-fatz hinein. Was war das schön ! Und was ist alles passiert in den Wogen der Zeiten… Als ich wieder rauskam, fühlte ich mich wie die Venus von Botticelli. Die Gegenwart wirkt ja eher wie ne Hieronymus Bosch – Dauerausstellung “Unter Dämonen”, in die man sich versehentlich verlaufen hat. Umso überraschter war ich, plötzlich aus einem Bottic(h)Elli zu steigen, wo ich doch dachte, ich käm aus der Wanne. Ich hab ja gefürchtet, das verlöre sich über Nacht wieder, dieses Hochgefühl von Heiterkeit, aber nix – ich fühl mich wie neugeboren. Das war sooo lustig gestern. Und ist es noch. Angefangen hat es damit, daß…
ich, kaum dem Bade entstiegen, nochmal im Internet spazieren gegangen bin. Zeitungslektüre. Ich bin zwar auch jetzt noch weitestgehend nachrichtenabstinent, aber ich lese Schlagzeilen. Ach was: Ich überfliege sie. Und da blieb ich an einer hängen, die optisch vom Aufbau her aussah, wie eine “Verlautbarung der Bundesregierung”. Und die las ich dann, weil ich dachte, es könne wichtig sein. “DROGERIECHEF ERKLÄRT MANGEL AN TOILETTENPAPIER FÜR BEENDET” stand da – und da ist es dann passiert. Ich hab mich gar nicht mehr eingekriegt…Das war, als habe jemand einen Schalter umgelegt, von einer Sekunde auf die andere, das war tiefer, innen, anders, als wenn man sich eine rosarote Brille aufsetzt. Alles war gut, tief drin war die Welt noch in Ordnung, alles war ebenso so heiter wie absurd, ein köstliches Gefühl, ein schöner Platz, diese innere Heimat. Fragen Sie mich nicht, wie man da hinkommt, ich hab selbst lange danach gesucht und nun weiß ich nicht mal, wie ich dahinkam. Dann las ich mir noch mal durch, was ich am Tage geschreiben hatte, und als ich an den Hausarrest dachte, der “den Alten, Kranken und Schwachen” droht, und all die “Ausnahme”-Gesetze, die sie nun schaffen, um überwachungstechnisch möglich zu machen, was ihnen in “guten Zeiten” verwehrt blieb, Handyauswertungen, Drohnen und was sonst so möglich ist – da musste ich schon wieder lachen. Ist ja richtig, daß man die Jungen vor den Alten schützt, wir haben doch schon lange ein Oma-Problem. (Frau Müller trommelt lachend auf die Schreibtischplatte) Vor meinem inneren Auge sah ich mich mit einer fetten Fußfessel am Schreibtisch sitzen, weil man mich ja nicht handyüberwachen kann. Ich hab ja keines. Ich kann Ihnen versichern: ein Leben ohne Smartphone ist möglich und es ist auch nicht sinnlos. Aber wenn es Hausarrest gibt, dann muss man eben mit ner Fußfessel klar kommen 🙂 Strafe muss sein, lol.
Aber noch ist es ja nicht soweit. Und dann muss man uns ja auch erstmal kriegen. Ich sehs schon: Großfahndung . Aber so finden die uns nie, denn sie suchen an den falschen Stellen. Wir sitzen ja alle schon lange zu Hause. Freiwillig. Wir sind ja nicht blöd…