Gestern gab es Toilettenpapier. Aber nicht sehr lange…Dabei… Also…
Wenn ich wirklich einen Mangel festgestellt habe, nicht erst jetzt, aber jetzt bitter, dann ist es ein bedauerlicher Mangel an Einfühlungsvermögen.
Ich hab gestern noch ferngesehen. Ich hätts nicht tun sollen… 8 Seiten Notizen hab ich mir dabei gemacht, und das war gut, denn wenn ich die nicht gehabt hätte, heute morgen, dann hätt ich gedacht, ich hätte das alles nur geträumt…
Besonders “verhaltensauffällig” fand ich den Wirtschaftsminister, der Gesprächsbeiträge lieferte, die mich nur noch staunen ließen und eine “Psychologin”, von der ich bis zum Schluß nicht wußte, ob sie “echt” ist und praktiziert oder ob sie hauptberuflich Kummerkästen von Jugendzeitschriften betreut… Achachach…Ich will den ganzen Unfug hier nicht wiederholen, den sie insgesamt so ausbreiteten. Zum Beispiel, daß Herr Altmeier noch am Morgen, im Amte, seinen Mitarbeiter*innen erklärte hat, daß sich melden möge, wer sich krank fühle, denn, Achtung, ganz wichtig: Niemand müsse sich schämen, sich infiziert zu haben. Was ist das denn für eine Aussage? Wo kommt denn so eine Idee her? Wenn Menschen arbeiten gehen, obwohl sie krank sind, dann gewiss nicht aus Scham. Sie tun das, weil sie Angst haben, ihre Arbeit oder ihr Einkommen zu verlieren. Und dann seine Feststellung, dass ja auch Chancen darin liegen, wenn nun alle Veranstaltungen abgesagt würden. Da könne man ja mal was anderes machen, nicht nur telefonieren, sondern auch mal andere, neue Kommunikationsmittel nutzen wie … (Die Beispiele erspar ich Ihnen, jetzt. Skype komm ich später drauf). Und dann erklomm der Herr Minister den Gipfel der Fühllosigkeit. Auf die Frage, wie es denn jetzt bei Beerdigungen seie, mit den Trauerfeiern und so, ob die denn wohl noch stattfinden dürften, da sagt der Mann doch tatsächlich, eine Trauerfeier könne man nachholen, wenn das alles vorbei ist… Hat er noch nie einen geliebten Menschen verloren? Hat er jemals einen Verlust erlitten, der so schmerzlich war, daß er Trost und Beistand brauchte? Eine Trauergemeinschaft, die auffängt, in den dunkelsten Stunden? Was ist das für eine Fühllosigkeit, für ein furchtbarer Mangel an Einfühlungsvermögen? Glaubt er ernsthaft, seelische Not und Trauer ließen sich in einem halben, in einem Jahr “nachholen?” Und diese unsägliche Psychotante, die nichts als Plattitüdchen beizutragen hatte, eins dümmer als das Andere ( Beispiel? Bitte: Es ist ja wissenschaftlich belegt, Menschen helfen gerne. Das wird mehr werden…und dann kommen wir in den Hilfemodus…. Oder zum Warum von Hamsterkäufen: … Ich glaube, es verlagert sich woandershin, wenn sich das jetzt normalisiert. Auch gut: Man kann sich ja ein bißchen anstecken lassen von …positiven Gefühlen.)
Diese Spitzenpsychologin also, befragt, ob es ratsam seie, Schwerkranke nicht mehr zu besuchen, zeigt sich nicht weniger fühllos als der Minister und haute den folgenden Satz raus: Die Beziehung zählt, nicht der (persönliche) Kontakt…
Man müsse das dann erklären und die Sorge telefonisch vermitteln. “Oder skypen” rief jemand ein und da lacht sie, die Therapeutin, Miss Ever – Happy, und sagt doch tatsächlich “wenn mans denen beibringen könnte, wärs schön”. Da zeigte ein Virologe aus Hamburg mehr Wissen und vor allem: menschliches Mitgefühl. Ja, man kann Schwerkranke besuchen. Mit entsprechenden Vorkehrungen ist das möglich….
Aber sie plapperten, der Herr Minister und die “Psychologin”, sie plapperten und plapperten, unreflektiert, emotionslos, ohne die geringste innere Anteilnahme und ohne auch nur den Versuch zu machen, zu verstehen, wie das ist, einen Menschen zu verlieren, wie das ist, nicht mehr besucht, nicht mehr berührt zu werden, vielleicht in der letzten Phase seines Lebens. Das erschüttert mich auch heute morgen noch.
Es gibt Menschen, an denen einfach alles abperlt. Diese bedauernswerten Menschen, mit Lotuseffekt, diese Zweckoptimisten mit verbogenen Seelen.
Ach, wenn ich mir was wünschen dürfte…