Geduld ist, wenn man trotzdem macht.

Der Dolle Lama, Referent für Achtsamkeit

Zeit für ein bißchen Theorie und Praxis der Schriftstellerei. Sie haben sich sicher schon gefragt, was denn derzeit „hinter den Kulissen“ passiert, ob ich denn schon wieder an ein „Amt“ geschrieben habe. Nee, Amt im Moment sowieso nicht. Die nächsten Adressaten sitzen nämlich in keiner Behörde, sondern sind dem „Politischen Raum“ zuzurechnen, also einem Raum voller heißer Luft, wo naturgemäß das Atmen schwer fällt.  Am heißesten ist die Luft dort allerdings in Zeiten des Wahlkampfes…

Nun ist es beim Schreiben, ebenso wie im übrigen Leben, von großem Vorteil, sich in Geduld zu üben. Es bedarf nämlich ganz bestimmter Umstände, wenn man eine gute Geschichte zum Erfolg führen will. Man muss sich auf einen Ort, eine Sache, einen Gesprächspartner ganz und gar konzentrieren. „Multi-Tasking“ ist völliger Quatsch, man erledigt dann mehrere Dinge „halbwegs“  – aber kein Einziges richtig und mit der gebührenden Aufmerksamkeit. Was in der Regel ja auch damit endet, dass einem alles auf die Füße fällt. Außerdem muss man, mit viel Bedacht und Umsicht, einen richtig guten Zeitpunkt wählen – oder aber (am Besten beides) in einem so hohen Maße beweglich sein, daß man fähig ist, eine günstige Gelegenheit zu nutzen, wenn sie sich plötzlich bietet. Die zu erkennen bedarf es der Intuition und hoher Achtsamkeit…wie Wan-Zen immer sagt: Wenn viel schwel, muss viel üben. Wenn Sie die Bildunterschriften auch mitgelesen haben, dann wissen Sie: Ich nehme jetzt erstmal Kurs auf das Rathaus. Dort las ich mit besonderem Interesse Plenarprotokolle und endschied mich, eines hier einzustellen. Und das ist genau das Protokoll, aus dem ich mir die nächsten Korrespondenzpartner ausgewählt habe. Die sind aber derzeit mit Wahlen beschäftigt und mit unermüdlichen Absichtserklärungen für die Zukunft, daß ich da keinen großen Sinn für schnöde weltliche Probleme der Gegenwart erwarten konnte. Weswegen ich das Briefeschreiben auf „die Zeit danach“ verschob. Also „eigentlich“ übermorgen. Was aber auch kein guter Zeitpunkt wäre: Bei den einen ist dann am Vorabend der Schampus in Strömen geflossen, die müssen erstmal wieder zur Ernüchterung finden,  Andere versinken in tiefer Depression. Was mich aber nicht davon abhalten muss, zu schreiben. Ich brauch ja nicht alles sofort abschicken. Denn auch das ist wichtig bei der Schriftstellerei: Einfach mal drüber schlafen, dann abwarten und Tee trinken.

Und wenn man dann handelt: Immer beherzt.