Wan-Zen. Von der Kunst, ein Schild zu reinigen.

Wan-Zen, der Drache der vollendeten Weißheit

Montag. Eine neue Woche beginnt. Ich hoffe, Sie hatten ein ebenso geruhsames Wochenende, wie ich es hatte. Dann frisch ans Werk. Sie an Ihres. Ich an meins. Und die muntere Truppe in der Dachkammer muss auch wieder ran. Wie Wan-Zen sagt: Wenn viel schwer – muss viel üben!

Gong. Vorhang geht auf. Ort: Dachkammer, Zeit: Abend, im Schein von Teelichtern, Rosen- und Hyazinthenduft hängt in der Luft. Die Dachkammerpoetin und Paul haben sich auf ihrem Lager zusammengerollt und schlafen schon wieder. Das Hasenschaf hat eine Weile an der Mimi herumgerüttelt, um sie zu wecken, dann hat der Kater es mit Samtpfoten in seine Schranken verwiesen…

Hasenschaf (zerrt weiter an Mimi herum) : Sie soll aufwachen, ich will sie was fragen.

Paul:  Du willst immer was fragen. Und dann hörst Du nicht mehr auf damit. Du nervst, Hase, hau ab!

Das Schäfchen trollt sich und stöbert ein bißchen in der Dachkammer herum, schaut, ob sich nicht vielleicht ein Marzipanmöhrchen finden ließe. Es kann Papa Bär nicht fragen, denn der ist in ein Gespräch vertieft. Gerade hatte Wan-Zen, der Drache der vollendeten Weißheit, einen kleinen Vortrag über Grüne Seife gehalten, dem Till, der Trainer, nun heftig widerspicht. „Fest  muss sie sein“ ereiferte er sich „fest. Und schön parfümiert muss sie sein. Man muss sie zwischen die Wäsche legen können und das geht nun mal nicht mit Flüssigseife. Ansonsten sag ich nur: Plastikpulle. Meere.“ Nun war es an Professor Bär, die Wogen zu glätten. „Meine Herren, lassen sie uns doch darum nicht streiten. Bei den Schmierigkeiten, die es für uns zu lösen gilt, ist die Seife das geringste Problem. Ich habe ja Schilder gesehen, die können wir gar nicht mehr putzen. Da sind doch Moos, Dreck, Rost und Aufkleber das Einzige, was die noch zusammen hält.“

Till:  Diese Schilder bauen wir ab. Die kann seit mindestens einem Jahrzehnt eh keiner mehr lesen. Und? Haben sie jemandem gefehlt? Na also! Freunde, das ist keine Kunst, das ist Dreck – und der muss weg.

Das Hasenschaf, das bis dahin an einer Möhre gemümmelt hat, nutzt Tills Atempause: „Aber muss man nicht auch mit Planten und Bloomen sprechen? Wegen der Algen und Moose ? Was ist denn, wenn da geschützte Arten dabei sind? Was denn, wenn…

Wan-Zen und Till, wie aus einem Munde :  Du nervst.

Pappa-Bär:  Lassen Sie mein Hasenkind in Ruh! Es nervt nicht, es stellt hier die überaus berechtigte Frage nach dem Naturschmutz ! Auch wissen wir rein gar nichts über einen etwaigen pharmakologischen Nutzen. Das müssen wir doch alles bedenken, bevor wir uns leichtfertig daran machen…also…Ich habe da letzte Woche eine Ausstellung gesehen, über die genetische Vielfalt von Moosen… Hier fährt Till dem  Prof.Bär  ungehalten ins Wort: „Papperlapapp. Der Dreck muss weg!“

Die Poetin, die sehr wohl die Lesbarkeit ihres Strassenschildes vermisst, seit sie keine Post mehr bekommt, ist durch den immer lauter werdenden Disput aufgewacht und reckt sich vorsichtig. (Aua. Schulter.) „Ja“ murmelt sie noch im Halbschlaf. „Der Dreck muss weg. Aber wie machen wir es denn nun? “

Ja, wie machen wir es denn nun?  Mit der Frage gehen wir in die Pause. Musik.