Grüne Seife. Ende des zweiten Aktes.

In der vorletzten Szene hatte die Dachkammerpoetin wieder mal ein Mail vom Bezirksamt bekommen. Abgeschmettert, ihr Begehren. Was das Bezirksamt nicht wußte: Mimi leidet an einer schweren Allergie. Immer, wenn sie den Satz :” Ich glaube, wir haben uns verstanden” in einer bestimmten Tonlage hört, kriegt sie schweren Schluckauf und es juckt sie überall. Deswegen hat sie das mail auch nicht sofort beantwortet. Erst am Nachmittag hat sie sich von ihrem Leiden erholt und berät sich mit Paul und Prof. Bär …

Ort: Dachkammer Mimi: allein zu Haus. Alle anderen: im Garten. Da gibt es viel zu tun… Die Dachkammerpoetin hatte sich mit Paul und Prof. Bär besprochen, beide waren der Ansicht, “die Behörde” nähme sie nicht Ernst. Zum einen seie sie viel zu heiter, zum anderen hielte man sie, wegen ihres Plaudertones, mittlerweile bestimmt für eine Hausfrau mit Putzneurose. Mimi: “Aber ich bin doch im letzten mail Ernst geworden. Das ist doch ein Schriftsatz gewesen und keine Plauderei!” Paul: Zu spät, viel zu spät. Du hättest gleich die Krallen ausfahren sollen. Prof.Bär: Da hat er Recht, Verehrteste, aber ich schätze Ihre Langmut. Allerdings sollten Sie vielleicht jetzt einmal Ihren Temperamenten ein bißchen Freilauf lassen. Zeigen Sie der Behörde, dass Sie verärgert sind, daß Schluß ist, mit lustig Lassen Sie doch mal ein bißchen Ärger aufblitzen. Verschaffen Sie sich Respekt, meine Liebe, und schauen Sie mal, was dann passiert. Mimi: Na gut, Herr Professor. Schauen wir mal. Paul und Prof. Bär gehen ab, Mimi setzt sich an die Tastatur.

Do 30.01.2020 16:37   Mimi an Behörde    AW: AW: Fragen über Fragen

Nein, #Bezirksamt „wir“ haben „uns“ ganz und gar nicht verstanden. Und das wissen Sie auch. Was Sie jetzt (plötzlich) „Genehmigung“ nennen, ist für mich nach wie vor keine.  Es ermöglicht nicht,  auch nur das Strassenschild an meiner Ecke zu reinigen. Mir scheint, hier liegt ohnehin ein ganz grundlegendes Missverständnis vor. Die Tatsache, daß  ich mich eines heiteren Schreibstiles bediene, bedeutet nicht, daß mein Anliegen nicht ernst zu nehmen wäre. Das von mir gewählte Stilmittel ist eher dem Umstand zuzurechnen, daß ich Schriftstellerin bin. Und als solche, das möchte ich auch anmerken, publiziere ich regelmäßig. Besonders gern aber zu  grundlegenden Fragen, die ich für gesellschaftlich relevant erachte. Um eine solche Frage handelt es sich auch in diesem Falle. Warum, das werde ich später aufzeigen. Es ist für mich völlig inakzeptabel, wie das Bezirksamt mit meinem Anliegen umgeht.  Ich habe keine Genehmigung, keine Erlaubnis und auch keinen Auftrag. Das haben Sie an anderer Stelle ganz explizit festgehalten. Und auch in dieser Antwort-Mail setzen Sie die „Genehmigung“  in Anführungszeichen,  was (nach der vorangegangenen Versagung) nur bedeuten kann,  daß das in „Tüddelchen“ gesetzte Worte,  anders als üblich– etwa ironisch – verstanden werden muss.  Und selbst wenn Sie mir das Reinigen „erlaubt“ hätten,  so wäre es mir , wie Sie ebenfalls selbst eingeräumt haben, durch die „Auflagen“ unmöglich, auch nur ein einziges Strassenschild zu reinigen. Und diesen Auflagen, die Sie jetzt „Sicherheitshinweise“ nennen, kann ich „rechtswirksam“ nicht widersprechen, da es mir ja an einem, wie auch immer genannten, aber rechtsmittelfähigem Bescheide mangelt.  Lösungsvorschläge habe ich gemacht, ohne dass darauf hinreichend eingegangen wird, Einwendungen werden übergangen, Fragen nicht beantwortet.  Fehlt nur noch „Lange Nase zeigen“ und ein „ÄtschiBätschi“, dann könnte ich den Vorgang unter „Nonverbales“ ,  form,-sinn,- und zwecklos ablegen. Aber sowas macht eine Behörde ja nicht. Geben Sie also bitte den bisherigen Schriftwechsel an einen „Fachkollegen“. Sinnvollerweise einem Juristen.  Ich nahm an, eine einfache Sache auch einfach lösen zu können und so war es auch dargestellt. Dass das nicht so ist, habe ich zur Kenntnis genommen. Ich habe bisher ein feines Florett gefochten,  wenn aber der juristische Säbel bevorzugt wird:  In Ordnung. Dann machen wir das so. Das kann ich auch.   Es grüßt Sie adrett Mimi Müller

Vorhang. Ende des Zweiten Aktes. Musik.

Bis heute ist nichts mehr passiert. Keine weitere Mail. Ein bißchen Schnee ist in der Zwischenzeit gefallen, ein paar Wahlplakate wurden aufgehängt und ein paar fielen gleich wieder um, einer hat sich vom Faschisten Bernd H. zum Ministerpräsidenten machen lassen, trat uneinsichtig ( noch nicht) wieder zurück, führt aber irgendwelche Geschäfte. In Langenhorn ist noch immer kein einziges Schild geputzt. Mimi darf das ja nicht mit Leiter. Und ohne ist sie zu kurz. Weil sie sich gelangweilt hat, fing sie an eine Komödie zu schreiben und lässt sich dabei über die Schulter schauen. Fofftein. Es geht weiter, wenn wir den Gong hören. Oder der Till mit den Schellen klimpert. Dann sind wir live. Und bis dahin gehen wir mal ein bißchen raus an die Luft. Und schauen uns mal um, was man als nächstes in Ordnung bringen könnte, hier, in Langenhorn.