Marktanalyse – LetzterTeil

Einige Menschen kamen an den Stand und fragten „Ist das was von Langenhorn?“ Dann blätterten sie  das „Langenhörnchen“ eilig durch und gingen, sichtbar enttäuscht,  schnell wieder fort. Zur Nachfrage blieb keine Zeit und offenbar war auch kein Gespräch erwünscht. Sie suchten etwas, fanden es nicht, gingen. Ich habe darüber nachgedacht, wonach sie wohl suchten.

Dass das Langenhörnchen ein Bilderbuch für Kinder ist, das konnte man ja auf den ersten Blick sehen, warum blätterten sie dennoch durch? Es hat eine Weile gebraucht, bis ich begriff, wonach Ausschau gehalten wurde. Hatte ich nicht auch danach gesucht, vor mehr als einem Jahrzehnt ? Und auch ich war enttäuscht, es nicht zu finden. Es gibt kaum Bilder vom Langenhorn der Gegenwart. Jedenfalls keine, die geeignet wären, Langenhorn zu repräsentieren, die Wiedererkennungswert hätten und die man Anderen zeigen könnte mit den Worten: „Schau mal, das ist Langenhorn,  hier lebe ich, das ist meine Heimat.“ Als ich her zog, da habe ich danach gesucht, wenigstens eine Ansichtskarte. Ich  wollte Freunden zeigen, wo ich nun war.  Wie es aussieht, da wo ich lebe. Mit dem Markt hatte ich das Herz Langenhorns gefunden – aber wo war denn nun „das Gesicht“ ? Ja, ich fand Orte, die mir lieb wurden, ans Herz wuchsen. Tarpe. Bornbach. Die Kirschblüte. Eiscafe Jacobs.

Kirschbaum in Blüte

Doch Kirschblüte gab es auch da, wo ich herkam. Auch Eiscafes.  Man sieht beiden nicht an, wo sie sind. Wo war hier das Einzigartige, das Unverwechselbare? Das sich auch „abbilden“ ließ?  Ich hatte schon damals wenig gefunden. Zwei kleine Reetdachhäuser. In dem einen gab es das Restaurant Hainbuche. Denkmalgeschützt, sagte mein Gatte stolz. Noch bevor ich dort einkehren konnte, brannte das Denkmal ab. Nun steht dort eine amerikanische Burgerbratbude. Das andere Reetdachhaus, unten an der Tangstedter, brannte ebenfalls, denkmalgeschützt wie es war, einfach ab und hinterließ viel Wohnraum. Mein Gatte sagte nichts mehr. Ich schon… Und wo einmal dieser herrlich verrückte Bärenhof stand, hat ein Autogroßhändler seine ganz eigenen Vorstellungen von „Quartier“ verwirklicht…Was blieb sind historische Aufnahmen, Bilder von einem Langenhorn, das es nicht mehr gibt. Bruchstücke der Vergangenheit, wie das Relief des Eberhofes am Langenhorner Markt. Da, wo einmal etwas war, hängen heute Schautafeln. Sie sind wichtig, denn gerade in Zeiten, in denen man nicht weiß, wo es hingeht, sollte man wenigstens wissen, wo man herkommt. Doch wir leben in der Gegenwart. Und gestalten Geschichte. Was aber ist gegenwärtig? Was sehen Sie vor Ihrem inneren Auge, wenn Sie an „Langenhorn“ denken? Schreiben Sie oder schicken Sie mir ein Bild  davon. Wir können uns gemeinsam daran machen, Langenhorn in seiner Gegenwart abzubilden. Für die, die hier Heimat gefunden haben, für die, die  noch danach suchen und für jene, denen wir zeigen wollen, wo wir leben. Womit wir dann auch beim „Langenhörnchen“ wären. Das ist im Dezember hier angekommen. Eben erst haben seine drei elementarsten Fragen Antwort gefunden: Finde ich einen Platz zum Leben? Wovon werde ich leben? Und wie komm ich mit den Anderen aus?

Es lebt jetzt in einer Tanne in einem schönen Garten. Es frisst Kirschen und Nüsse und was es sonst noch dort gibt. Es ist mit Mimikatz befreundet und sie kuscheln. Die größten Probleme des Lebens sind also gelöst und bald wird es sich in aller Ruhe umsehen, in seiner neuen Heimat. Im nächsten Buch. Dann auch mit Bildern aus Langenhorn. Sie wissen ja:  Wer suchet, der findet.