Langenhorner Marktanalyse – Zweiter Teil

Wenn ich keiner Partei nahe stehe, was denke ich dann über unsere Demokratie, unser “Parteiensystem”? Stelle ich alles insgesamt in Frage? Nein. Wenn es noch einigermaßen so funktionierte, wie es einmal gedacht war, dann stellte sich aber manche Frage nicht. Doch es funktioniert nicht mehr so, wie es sollte. Und so, wie es ist, so war es nicht gedacht…

if you repeat a lie...

Ich begreife die Parteien, so, wie sie sich heute darstellen, eher als einen Teil unserer Probleme, denn als deren Lösung. Sie wären noch immer wichtig, ich hielte sie für unverzichtbar, nähmen sie ihre originären Anliegen und Aufgaben noch wahr. Aber das tun sie nicht. Sie haben sich meilenweit entfernt von dem, was – jede für sich – einmal war, wofür sie standen – und auch einstanden. Sie haben sich meilenweit von sich selbst und damit auch von uns entfernt. Sie sind “marktkonform” geworden und der Markt, den sie im Blick haben und an dem sie sich ausrichten, das ist nicht unser Wochenmarkt. In der “marktkonformen” Demokratie stehen nicht länger wir, die sie wählten und deren Interessen zu vertreten sie versprachen, im Mittelpunkt. Was sich beobachten lässt, das ist das gleichzeitige Versagen von drei unverzichtbaren gesellschaftlichen Institutionen und Interessensvertretungen : Parteien, Gewerkschaften und Kirchen. Alle haben sich im Laufe der letzten Jahrzehnte von ihrem jeweiligen “Markenkern” nahezu vollständig entfernt – und dadurch die Situationen heraufbeschworen, in denen wir uns jetzt befinden. Ich werde Ihnen das, wenn Sie es wünschen, gern im Einzelnen begründen, jetzt wollte ich Ihnen erstmal nur Ihre Fragen beantworten. Ich hielt Parteien einmal zweifelsfrei für unverzichtbar, was die Gestaltung unseres Gemeinwesens angeht. Wenn sie aber nicht mehr im Sinne ihrer Wähler gestalten wollen oder können, wenn Sie allesamt, sobald es Ihnen möglich ist, unser “Tafelsilber”, unsere Gemeingüter verscherbeln und uns auf allen Lebensebenen Spekulanten ausliefern (anders kann man es ja nicht mehr nennen) , wenn Sie unsere Steuern, Gebühren, Abgaben und Beiträge verschwenden, zweckentfremden und/oder veruntreuen, wenn sie zulassen, dass unsre Lebensgrundlagen zerstört, die Luft verpestet, das Wasser vergiftet, die Meere, die Erde und neuerdings auch das All völlig zugemüllt werden, wenn sie dafür sorgen (!), das Arbeit nicht angemessen bezahlt werden muss, wenn wir um das Dach über unserem Kopf fürchten müssen, im Alter verarmen – dann darf man durchaus mal die Frage stellen, wessen Interessen denn von denen vertreten werden, die wir so hoffnungs- und vertrauensvoll gewählt haben. Wenn ein sehr gut dotiertes Bundestagsmandat samt traumhafter Altersversorgung lediglich als Schlüssel zur nächstgrößeren Speisekammer verstanden wird, wenn die Art der Ausübung eines Amtes im Nachgang immer öfter wie ein Empfehlungsschreiben zur “Anschlußverwendung” anmutet- ja, da muss man sogar Fragen stellen! Man wäre ja nachgerade blöd, täte man es nicht… Ich mach das. Ich stelle immer viele Fragen. Und sie werden noch Gelegenheit haben sich darüber köstlich zu amüsieren. Und sich schon auf die nächsten Fragen zu freuen. Ich bin nämlich eine ganz fabelhafte Hofnärrin. Und stelle mich gern in Ihre Dienste. Aber nicht jetzt, sofort, wir sind ja erst in der Kennenlernphase und ich bin Ihnen auch noch die Antwort auf die Frage schuldig, ob das Langenhörchen denn nun ein Buch über Langenhorn ist. Die geb ich Ihnen. Morgen.