Markttage in Langenhorn

Warten Sie darauf, dass es hier schon mal ein bißchen weitergeht? Auf kleine „Wasserstandsmeldungen“ vom Markt in Langenhorn? Die sollen Sie haben.

Tag 1. Der erste Samstag.

Neuland betreten. Die Hörnchen-Girls verbreiteten weder Glanz noch Glamour, sondern fühlten sich in das Marktgeschäft ein. Redeten nur, wenn sie auch gefragt wurden, drängten sich niemandem auf, huldigten dem Marktmeister, vermieden überflüssige Blickkontakte und versuchten, möglichst unangestrengt, anders auszusehen, als Handy-Verkäufer. Durch ihre unaufdringliche, zarte und zurückhaltende Art gelang es ihnen, die Aufmerksamkeit geneigter Marktgänger zu erregen und mit dem Langenhörnchen vertraut zu machen. Ein schöner Tag mit einigen sehr schönen Gesprächen…

Tag 2: Der erste Dienstag

Es war arg windig. Und kalt. So kalt, daß das nicht ohne Folgen bleiben konnte. Eine von uns hat sich schwerstens verkühlt. War am Abend eines eisigen Tages gar nicht mehr ansprechbar. Hatte Eiszäpfchen an den Wimpern und Zapfen an den Ohren. Fühlte sich gar nicht gut… Bewunderte die standhaften Markthändler, bevor sie groggy nach Hause wankte und nach Genuß eines s-teifen Groges (Rum muss, Wasser kann, Zucker darf) in ein veritables Koma kippte… Der Rest blieb schweigend, die Nacht traumlos.

Tag 3 Der zweite Samstag

Es hat wie aus Eimern geschüttet, obwohl keine von uns „O Heiland, reiss die Himmel auf“ gesungen hatte. Wir waren bis auf die Knochen nass, noch bevor wir die Bücher ausgepackt hatten. Die Hamburger Kriechkälte zusammen mit triefenden Klamotten, das ist gargargar nicht gesund. Dafür hätte es die Höchststrafe (ich sach nur: Lungenentzündung! ) geben können, hätten wir  „tapfer durchgezogen“ Mimi meinte, manchmal seie Tapferkeit überhaupt nicht klug, sondern ausgesprochen dämlich. Und da haben die Damen die kostbaren Bücher gar nicht erst aus- und den Tisch wieder eingepackt, und sind, klug wie sie waren, wieder abgezogen. Haben sich daheim die durchnässten Klamotten vom Leibe gerissen, heiße Duschen genommen, ihre Gatten geherzt,  und sich in ihre (noch warmen) Bettchen gelegt und die Plümmos über ihre Häupter gezogen. Von Grog diesmal keine Rede, Frau Pophal stillt ja noch das Mathildchen, da ist Verzicht angesagt und Frau Müller träumte von Glühwein, war aber zu schlapp, die Tasse zu heben.

Das Langenhörnchen sagte:  “Himmel hilf ! Bitte gib, das niemand die beiden vergeblich auf dem Markt gesucht hat.” Wenn doch: Bitte sehen Sie uns das nach. Seien Sie uns nicht gram. Die Gesundheit ging einfach vor. …

Als nächstes kommen wir dann zu Tag 4. Ein anfangs recht sonniger Dienstag, dem allerdings so gar kein Zauber innewohnte. Bei der Gelegenheit müssen wir mal auf Frau Müller zu sprechen kommen und ihren  Migrationshintergrund. Sie ist ja nicht nur aus dem tiefen Westen (Ruhrpott) sondern obendrein Rheinländerin –  eine Herkunft, die sich, was ihre Integration in der Hansestadt angeht, als nicht gerade förderlich erwiesen hat…Doch davon später.

Für heute verlassen wir die „Freie Dachkammer Langenhorn“, wo die Mimi gerade über der Tastatur einschläft. Noch schnieft und schnupft sie, aber das wird schon wieder. Ab und an schaut von der Fensterbank aus ein Eichhörnchen in ihre warme Stube, um zu sehen, ob alles in Ordnung ist. Ist es. Dann nimmt es sich ein paar Rosinen vom wilden Wein und zieht von dannen. Bis zum nächsten Mal. Vielleicht schon morgen ….