Mögen Sie wohl noch eine kleine Geschichte aus meiner ersten Zeit in Hamburg? Vielleicht die Kolumne von damals, die sich an die von gestern anschloss? Dann nomma tau…
Alsterwasser
„Sech mol, mijn Deern, wie kanns du denn diene Lüüd vertellen, datt wi in Noaden alltied Köm drinken und steetß enn Lütten im Teij hebt? Datt ßtimmt doch sou nu scha og widdä nich” sachte dä von mir geliebte Hamburger, weil inne letzte Geschichte dä Schnaps ja in Strömen floß. Wie im wirklichen Leben. Stimmt nämlich wohl ! Sehnse – und da is dä Hamburger ja so vöölich anders als der Ruhrpöttler. Unsereins weiß ja genau wadder tut, wenner sich ein auffe Lampe gießt, und kein Mensch hier dächt im Traum dadran, datt in irgenseine Weise intellektuell zu verbrämen. Wir falln davon schomma um – stehn abber. Auch dazu.
Wohingegen dä Hanseat datt Trinken von Alkohol für sich ebenso kultiviert hat, wie die Fähichkeit, die Kontenongß ers hinter de Haustür zu verliern. Watt dem Japaner die Teezeremonie, datt is dem Hamburger … au sowatt:
Ein scheinbar nich enden wollendes Ritual, ein Spiel mit feste Regeln, bei dem keiner watt verliert, schonn gaa nich seine Haltung. Watt die Hamburger gezz abber durchaus nich von ausgelassene Fröhlichkeit und lautstarken Gesängen abhält, dadrin kommense sogga den Düssburgern gleich – nur dattse Hans-Albers-Lieder auffe Reeperbahn intonieren, währnd unsereins inne Drosselgasse die Loreley lallt. Datt ein Hanseat lallt würde man nichma merken, wenn er et tät, denn er pfleecht grundsätzlich, au völlich nüchtern, Endsilben und ganze Satzenden wie selbsverständlich zu verschlucken. Ein Unterschied is da allenfalls für geübte Mittrinker spürbaa.
Wie au immer: ich soll ausrichten datt sei eine Übertreibung gewesen: ein Hamburger würd nich mehr trinken als alle andern au.
Im Prinzip hadder Recht – die andern können sich nur nich so lange auffe Beine halten. Weswegen denen natürliche Grenzen gesetzt sind, wo ein Hamburger noch lange Stehvermögen zeicht. Aum Fischmaakt. Oder auffe Reeperbahn. Und wo sons noch archlose Touristen locker untern Tisch getrunken werden.
Bis natürlich auf die aussem Pott. Die stehn länger als alle andern. Weil wir aus alte Zeiten nemmich noch schlechte Luft gewohnt sind und daher in verruchten wie verrauchten Kneipen au dann noch zu Atem kommen, wenn dem Hamburger längß die gute Nordluft ausgegangen is. Dann willer nach Hause, dä Hamburger, und da gehder dann au hin, immernoch voller Haltung, immernoch mit aller Würde, zu der ein Hanseat stets fähich is und ein LaLa Paloma mit gespitzte Lippen flölötend.
Und wennze ihm dann so ansiehß, den strammen Jung, kerzengrade bis zuletzt, da könnze tatsächlich meinen, er hätt gaa nix getrunken außer klaa Wasser.
Und datt datt tatsächlich, im Prinzipp, au sowatt waa wie Wasser, datt erzählt dir sonn Hamburger dann am näxten Morgen. Während dein Frühstück aus Aspirin vonne Razziafaarm besteht, ißt dä Hamburger schonn seine zweite Leidenschaft.
Denn et is ja au nich waahr, dadder aum Fischmaakt nix kauft, weiler die Tüten immer inne Haifischbaah vergißt. Er kauft wohl. Abber nur Fisch. Und Fisch. Fisch auch. Und den vergißt er nich. Niemals. Er vergißt sobbiso nix. Außer vielleicht wadder gestern getrunken hat… Und ich? Ich hab au nix vergessen – ich weiß noch alles.
Ich ging bei diesen legendären Fischmaaktbesuch als Letzte von Bord.
Als Erster ging, wie gesacht, dä Kowalski.
Abber datt is ja die andre Geschichte…