Ich hatte ja gestern gesagt, dass ich Ihnen, so nach und nach, mal ein paar Geschichten aus meinen ersten Tagen in Hamburg hier reinstellen wolle. Von wegen: Nich lang schnacken. Und unter welchen Umständen ich den Spruch zum ersten Mal gehört habe. Ich schrieb damals noch Kolumnen im Pott, und berichtete da hin und wieder über die Erlebnisse, die ich bei meinen Besuchen in der Hansestadt Hamburg machte. Hier ist also die Geschichte von meinem ersten Fischmarktbesuch. Sie ist in meiner Muttersprache geschreiben, aber bei der Lesung im Langenhorner Heimatverein hat man mir versichert, Sie kämen ganz wunderbar damit klar. Denn man tau…
Kultur-Austausch
Datt is ja nich nur so, datt ich meim geliebten Hamburger die Qualitäten des Potts nahe bring (und jedes ma am Düssburger Rathaus scheiter) sondern er leecht mir gelegentlich au ma sein Hamburch zu Füßen. Ich willet ma so sagen: Hamburch is groß. Sehr groß. Wo bei uns die näxte Stadt anfängt, da bisse da grad ma in Fuhls- oder irgendein andres von diese Büttel. Ansonsten: is nich dä Pott. Ich weiß nich, obbet gezz am Hafen liecht, odder weil Düssburch in längs vergangene Zeiten au ma Hansestadt waar: et gibt doch abber au Gemeinsamkeiten. Am auffällichsten is wohl die Backsteinkultur, die hier wie da mit Hingabe gepfleecht wird. Gepfleecht wird Übriggens so einiges inne Hansestadt, nich nur die Haus- und Schrebbergärten, sondern au die Gastwirtschaftlichkeit. Dä Hamburger an sich is viel und gerne unterweechs und wenner unterweechs is, dann kehrt er ebenso viel und gern irgenswo ein, um watt zu trinken, inne Weltgeschichte rumzukucken odder Klönschnack zu halten. Also rein vom Zukucken könntesse meinen, dä Hamburger hätt sons nix zu tun. Außer vielleicht … Sonntachs aum Fischmaakt zu gehn. Da waa ich dann diesma au. Unter sachkundiger Anleitung von eingeborenen Führern habbich mein ersten Original-Fischmaaktbesuch, nach Hamburger Art, gemacht. Mir scheint, datt is sowatt wie die nordische Rache fürn reinischen Karneval. Also datt geht so:
Man steht mitten inne Nacht auf und versucht sich zur U-Bahn zu schleppen, wo man sich anne Landungsbrücken dann erneut aussen Schlaf quält. Hier, in Sichtweite vom Wasser, trinkt man –traditionell- dann den ersten Korn. (Hamburger trinken viel und gerne Korn – wennse nich grad Köm, Grappa odder Tequilla trinken). Wenner nich runnergeht, dä Klare, moins um Fümf, lässt man sich am Besten die Kehle kraulen. Danach kammann sich schütteln. Datt Ritual wiederholt sich auffen Fußweech zu besaachtem Maakt noch zwei Maa. Dann, am Ziel angekommen, da kauft dä Hamburger nix, sondern begibt sich sofort inne alte Fischauktionshalle, wo auf zwei Bühnen Musik gemacht wird und et ausser einem Frühstücksbüfett und Fischbrötkes au noch sehr sehr sehr viel, na klar, Klares zu trinken gibt. Übrigens kauft dä Hamburger nur deshalb nix auffen Fischmaakt, weiler aus Erfahrung kluuch geworden is. Nie hat nemmich jemals einer von ihnen et geschafft, seine Tüten bis na Hause zu kriegen. Nach dem fümften Korn sind die Einkäufe vergessen, denn in irgenseine der umliegenden Haifischbaars spielt immer ein Matrose Schifferklavier, alle Hamburger (und Schweizer) schmettern die alten Hans-Albers-Lieder, liegen sich inne Aame und tauschen T-Shirts mitte Touristen. Da is sonne Tüte mit Gemüse ma schnell vergessen… Wenn Sie gezz denken, da fließt abber viel Alkohol, hamse nich nur Recht – seinse ma froh, datt Sie den nich getrunken ham! Ich schon.
Um unsere billateralen Kontakte zu festigen, hatte ja mein Nordlicht sich zu Jahresbeginn mit dem rheinischen Kaarnewall bekannt gemacht – nu waret also an mir, datt kulturelle Verständnis zu vertiefen. Watt ich getan hab:
Ich hab moins um Fümf fümf Korn getrunken.
Ich hab kurz drauf Seemannslieder gesungen.
Ich hab im “Verholer” angetrunken Hans Albers Lieder mitgegröhlt.
Ich hab La Paloma gelallt und schwer geschwankt –
aber: Ich ging als Letzte von Bord.
Als Erster ging Kowalski. Abber datt is eine andere Geschichte…