Riskante Spiele. Lernkurven. Und wir.

Der Diskos von Phaistos. Auch noch nicht entschlüsselt.

Diesen Artikel von Wolfgang Kubicki in der “welt” (einem bedeutenden Motor der derzeitigen Meinungsmache aus dem Hause Springer) und diesen , aus der FAZ , (wo auch gern auf das Gaspedal getreten wird, aber man sich aber doch, sagen wir: bemüht Denkanregungen zuzulassen) bitte ich Sie zu lesen. Der eine formuliert eine Kritik, die auf ebensovielen Annahmen beruht, wie das Kritisierte. Der Andere sucht nach den Ursachen für die zunehmend laute Kritik, lässt uns aber auch ratlos zurück. In dem Moment, wo ich erwartete, dass Schlußfolgerungen gezogen werden, ist der Kommentar beendet. Schlußfolgerungen zu ziehen, das ist nun allein an uns.


Sie wissen, daß ich die Mutter der Porzellankiste sein und mein Name “Vorsicht” sein könnte. Das haben Sie sicher bemerkt. Ich habe das bisher nicht “gestrafft” vorgetragen, aber dass ich Bedenken habe, was voreilige Handlungen angeht, ebenso wie ich auch ernste Vorbehalte habe, was den Umgang mit unseren Grundrechten angeht, das geht aus vielen meiner Beiträge hervor.
Ich hielt es bisher nicht für erforderlich, meine Haltung ( die sich von Beginn an nicht verändert hat) in einem Beitrag zusammenzufassen. An dem, was sich derzeit “Debatte” oder “Diskurs” nennt, wollte ich mich, aus gutem Grunde, nicht weiter beteiligen. Und zwar deshalb nicht, weil diese “Debatte” meiner Meinung nach mehr eine besondere Art von “Schlagabtausch” ist, als eine gemeinsame Suche nach Lösungen, nach gangbaren Wegen. Da ist nichts, was uns ernsthaft weiterbringen würde. Es stehen sich zwei Positionen diametral gegenüber, jeder “Diskutant” sucht sich aus der Vielzahl wissenschaftlicher Meinungen das raus, was ihm in seinen “Kram” passt – und das haut man sich dann gegenseitig um die Ohren. Auf der einen Seite stehen die Wagemutigen, deren vorgebliche Interessen (Grundrechte schützen, Menschenwürde achten) in ihrer bisherigen politischen Karriere noch keine herausragende Rolle gespielt haben, aber eine einseitige Bevorzugung wirtschaftlicher Interessen sehr wohl zu Tage trat und immer erkennbar vor den berechtigten Interessen der Bürger. Auf der anderen Seite stehen die eher Vorsichtigen, die Bedachten, die sich in ihrem Wesen gar nicht so sehr von den anderen unterscheiden, die aber das Einzige tun, was man in einer noch nie da gewesenen Situation, sinnvoller Weise machen kann: Verantwortung tragen für das Gesamte, die Lage genauestens beobachten, Schlussfolgerungen aus ihr ziehen, besonnen handeln. Wenn ich diese beiden Seiten der, meiner Meinung nach, sehr gezielt zum jetzigen Zeitpunkt “angezettelten”, Diskussion, für mich auf den Punkt bringen will, so ließe sich es für mich so zusammenfassen:
Während die Weisen noch grübeln, erobern die Dummen die Festung.
Ich schreibe das bewusst wertend – denn das, was wir jetzt sehen, in dieser “Situation”, das ist auf das Äußerste polarisierend – und darin liegt gerade die größte Gefahr. Deshalb will ich es bewerten, das Verhalten derer, die sich da gerade so laut- wie halbstark Gehör verschaffen und sich geradezu als Bewahrer der Demokratie vor der Diktatur aufspielen. Das sind sie nicht. Im Gegenteil: Es ist, einmal mehr, ein gefährliches Spiel, das sie da treiben.
Weil wir, die Bürger, kein Fachwissen haben, das über das der sich streitenden Parteien hinausginge, bliebe uns also nur, uns einer der beiden Pole anzuschließen – ohne jede eigene Erkenntnis. Wir würden damit Wertungen übernehmen, die nicht die unseren sind, es wären fremde Gedankengänge, denen wir uns anschlössen, unter Inkaufnahme aller Konsequenzen, etwaiger gedanklicher Fehlleistung, und unter Übernahme einer Risikobereitschaft, von der wir nicht genau wissen, wie weitgehend sie ist und ob wir sie teilen wollen. Was mich angeht, so denke ich lieber selbst, ich schlage mich nicht unbesehen auf irgendwelche Seiten. Wie ich über “das alles” denke, was ich denke, welche Schlussfolgerung ich ziehe, wen oder was ich beoabachte, das werde ich in einem späteren Beitrag zusammenfassen. Jetzt scheint es mir ebenso wichtig wie dringlich, mich unzweifelhaft zu äußern. Ich kann Sie im Moment nur bitten, selbst über all das nachzudenken, was gerade geschieht. Gebrauchen Sie dabei Herz und Verstand !
Und machen Sie sich bewußt, daß es nie einen leichten Ausweg aus einer Katastrophe gegeben hat. Und das ist es, was wir erleben: Eine große Katastrophe.
Wie groß, entscheiden auch wir. Unser Leben und unsere Gesundheit sollten wir nie leichtfertig anderen überlassen…

update: ein lesenswerter Kommentar aus der “Zeit”. Einer, der hilfreich ist. Sehr hilfreich. Danke dafür.