Tünnes und Schäl – aber nicht zum Lachen.

Und wo ist die Notbremse ?

Wer mich gestern bei Anne Will wirklich zutiefst schockiert hat, das war Armin Laschet, insbesondere als es um das “Hygienekonzept” zur Wiederaufnahme der Bundesliga der Deutschen Fußball Liga GmbH ging. Schockiert deshalb, weil mich sein Verhalten erschreckend an das des ehemaligen Duisburger Oberbürgermeisters Adolf Sauerlands im Genehmigungsverfahren bei der Love-Parade 2010 erinnerte..

Laschet war die Frage gestellt worden, ob er ernsthaft eine Wiederaufnahme der Spiele verantworten wolle, angesichts der Tatsache, dass man damit rechnen müsse, dass Fans sich vor den Stadien versammeln könnten und die Gewerkschaft der Polizei bereits darauf hingewiesen habe, daß sie sich derzeit personell überhaupt nicht in der Lage sähe, solche Versammlungen aufzulösen. Und da sagt der Tünnes allen Ernstes, das stimme ja nicht, die kämen ja gar nicht, die Fans, das stünde ja auch so drin, in dem Hygienekonzept von der DFL. So war das bei der Loveparade auch. Als im Vorfeld die Bedenken immer lauter wurden, die Polizei warnte, (der Polizeipräsident war dann unverzüglich in den Ruhestand versetzt) da wurde dann auch ein Sicherheitskonzept vorgelegt. Mit Entfluchtungsanalysen etc. Und auch da wurde damals behauptet, die bis dahin “kommunizierten” Besucher die kämen nicht, die Zahlen seien ja aus Gründen der “Promotion” alle Jahre wieder aufgebauscht worden, in Wahrheit kämen ja viel viel weniger. Und mit diesen “viel, viel weniger” wurde dann “gerechnet”, ein Sicherheitskonzept aufgestellt, in dem es von falschen Annahmen nur so wimmelte.
Und auch Sauerland hatte auf Genehmigung beharrt – mit Hinweis auf eben dieses Sicherheitskonzept. Den Ausgang dieser leichtfertigen Annahmen kennen wir: 21 Tote, mehr als 500 Verletzte. Eine einzige Katastrophe. Und die war dann nicht nur eingetreten, sondern dieser Eintritt war auch noch hoffnungslos unterversichert.
Wie sie sich ähnelten, diese beiden Männer, in diesem Moment gestern. Laschet, der sich überall herausredete und Verantwortung abschob, als er die katastrophalen baulichen und hygienischen Verhältnisse in Schulen, den Kommunen anlastete. Ganz so, als habe er, als Ministerpräsident, rein gar nichts damit zu tun. Wie er sich auf das Hygiene-Konzept berief, von der DFL GmbH vorgelegt, fest gewillt, die Spiele stattfinden zu lassen. Wie er die Warnung der Polizeigewerkschaft einfach überging, wie er jeden Einwand beiseite fegte und immer ungehaltener wurde. Das war ein 1:1 Szenario, Sauerland und Laschet glichen sich in jenem Moment, wie ein Ei dem anderen. Machen, durchsetzen, Verantwortung abschieben. Mir ist für einen Moment hundeelend gewesen, so schockiert war ich, über die Duplizität der Ereignisse. Nur dass dieses Mal bedeutend mehr Menschenleben gefährdet werden. Dass die DFL eine GmbH ist, darauf möchte ich hier auch noch hinweisen, das hat offenbar noch niemand zur Kenntnis genommen. Der DFB ist ein Verein, ja, aber die 100 % ige Tochter, die hier agiert, ist eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Für deren Fehler haften wir alle in diesem Falle mit unserer Gesundheit und unserem Leben. Wenn das schief geht, wenn all die optimistischen Annahmen sich in Luft auflösen, einer Luft, die dann voller Viren ist, dann möchte ich nicht in Laschets Haut stecken. Und auch nicht in der dieses unseligen Lindner, der pausenlos, gewichtig nickend, seinem zukünftigen Möchte-gern-Koalitionspartner im Bund zustimmte und ihm den Rücken stärkte. Der an einer Stelle, bei der es um die Rsiko-Abwägungen zwischen zwei unterschiedlichen Positionen ging, wohl versehentlich, aber doch sehr bezeichnend, das Wort “Wagnis” nutzte, ein Wagnis, das man eben mal eingehen müsse… Unsere Leben, unsere Gesundheit, mit denen diese beiden Maulhelden experimentieren, sind Wagnisse, die sie eingehen wollen. Die gestrige Sendung war für mich ein erschütterndes Dokument der Leichtfertigkeit eines Mannes, der ein hohes Amt schon inne hat, und ein noch höheres anstrebt. Und der Überheblichkeit und des Wagemutes eines mit ihm verbündeten Schaumschlägers. Es ist schlimm, daß von den “Wagnissen” solcher tollkühnen Hanseln nun unsere Leben abhängen. Weitere Bekanntschaft möchte man da lieber nicht mehr machen.