Krisen-Feste. Gedanken zu Coronapartys.

Die Freie Dachkammer Langenhorn. Ein Schreibtisch für den PC. Und einer für Handzuschreibendes.

Was also ist los, mit diesen “Kids”, die Corona-Partys feiern? Man liest viel über sie, aber was in ihren Köpfen vorgeht, darüber liest man nur wenig. Hin und wieder, eher selten, werden sie gefragt und dann kommen Sätze wie: “Wir bleiben ja unter uns” “Wir sind nicht gefährdet.” “Wir waschen uns ja die Hände.” “Ich halt es zu Hause nicht aus, überhaupt: das ist Freiheitsberaubung!”. Freiheitsberaubung. Als ich das hörte, in einem Interview, da musste ich erstmal schlucken…

Sie haben ganz offenkundig nicht begriffen, daß es nicht mehr nur um sie geht. Ich schreibe bewußt “nicht mehr”, denn das ist etwas, daß zu ihrer Lebenswirklichkeit gehört: Dass sich alles um sie dreht. Zu dieser Lebenswirklichkeit gehört auch, daß alles, was sie betrifft, Anlass zu einer Feier ist. Ihr erster Tag im Kindergarten, ihre Einschulung, ihre Schulabschlussfeier, das Abitur. Und, das müssen wir festhalten, denn es ist unser Versagen, es sind nicht sie gewesen, die diese ausufernden Feste eingeführt haben. Die Generation, über die wir hier reden, und die Ansprüche, die sie an ihr Leben hat, ihre Vorstellung von Freiheit – hat sich das nicht selbst “anerzogen”. Es ist das Leben, das ihnen geboten wurde. Gab es früher eine Schultüte, um ihnen diesen ersten Schritt in ihr Leben zu versüßen, so ist es heute selbstverständlich geworden, ihn mit der ganzen Familie kostspielig in Restaurants zu feiern, die zu diesem Datum schon seit Monaten ausgebucht sind. Klassenfahrten sind heute keine Reisen mehr in irgendeine kulturhistorisch bedeutende Stadt des eigenen Bundeslandes, mit Übernachtung in einer Jugendherberge, sondern teure Reisen zu “Jugendhotels” in das europäische Ausland, zumindest aber in eine Metropole der BRD, großzügig gesponsert von Eltern und Großeltern. Und die Abiturfeiern? Man liest von ihnen mehr als einem lieb ist. Ihr Leben ist sehr bunt…
Und dann sind da auch die Anderen, die “Abgehängten”, die, deren Eltern sich das alles nicht leisten können, die aus den sogenannten “prekären Verhältnissen”, deren Leben kein “Fest von Anfang an” ist, die nichts und niemanden haben, die sich ihre Partys selber “schmeissen” in den “Grünanlagen” heruntergekommener Hochhaussiedlungen, auf den Spielplätzen vernachlässigter Stadtteile, auf Schulhöfen heruntergekommener Schulen.Für sie ist alles schwarz…
Die Entwicklung der einen, wie der anderen Gruppe, ist nicht zurückzuführen auf eigenen “Verdienst” oder “Versagen”, noch auf das ihrer Eltern. Es ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, auf das sie zurückzuführen ist. Und das müssen wir genauer betrachten, müssen uns ansehen, was es heraufbeschwor. Und wie wir es lösen können….Und das machen wir. Wir werden genug Zeit dafür haben… Fofftein.

Ein Artikel zur Vorbereitung.