Nicht nur die Kanzlerin beobachtet die Wirklichkeit, alle tun das, auch ich. Und ich bin dankbar dafür, daß diese “Kontaktsperre” verhängt wurde und endlich! sowas wie “Grundregeln” festgelegt wurden, an die sich alle zu halten haben. Nach meiner “Beobachtung” war das längst überfällig und ich hoffe, dass es noch rechtzeitig gewesen sein möge. Das, was sie nun “Kontaktsperre” nennen, ist dem Grunde nach das, was in Bayern (und dann auch im Saarland) als “Ausgangssperre” mit fest umrissenen Ausnahmeregeln, schon eingeführt worden war. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, daß ich mit Herrn Söder mal einer Meinung sein könnte, aber tatsächlich bin ich es. Diese ganze Fummelei, dieser unselige Flickenteppich, dieses Zögern und Verzögern hat mir große Sorgen und schlaflose Nächte bereitet….
Es war erst die Entschlossenheit des bayerischen Ministerpräsidenten, die dieses ganze Gehampele beendete. Ich glaube nicht, daß die gestrigen Beschlüsse gefallen wären, ohne den entschiedenen Schritt, der in Bayern gemacht wurde. Und soweit ich es erkennen kann, besteht die einzige Abweichung darin, daß man diesen Schritt nun “Kontaktsperre” nennt und dass auch zwei Menschen, die nicht verwandt sind und nicht im gleichen Haushalt wohnen, miteinander ausgehen dürfen. Sieht man noch genauer hin, ist das auch bei der bayerischen Ausgangssperre möglich, wenn auch enger umrissen…
Meine beste Freundin in Hamburg ist 94 Jahre alt und wir gingen jeden Tag miteinander spazieren. Es wäre eine Qual für uns beide, wenn wir das nicht mehr dürften, Bewegung ist für uns gesundheitlich unabdingbar. Bis vor 2 Wochen gingen wir, in weitem Abstand, noch an der Tarpenbek und am Bornbach miteinander spazieren und hielten uns so beweglich. Wegen meines Treppensturzes ging es dann nicht mehr, aber bald werde ich hoffentlich wieder genesen sein, dann können wir wieder laufen. Hier, aber auch in Bayern, dürfen wir es, denn die Begleitung von Senioren ist auch dort erlaubt. Nicht erlaubt wären dort allerdings die Zweiergruppen von Teenies, die sich dann, quasi im Sternmarsch, auf Spiel- und Sportplätze und in Parks begeben, um nach Mitternacht dort gemeinschaftlich “Party” zu feiern. So geschehen Sonntagnacht in Bargteheide. Und die waren, trotz polizeilichen Platzverweises, nicht gewillt, davon zu lassen. Kaum, daß die Polizei wieder weg war, ging die Corona-Fete weiter. Und nicht nur in Hamburg war das so. Allein in Neuruppin mussten in der Nacht 6 größere Feiern aufgelöst werden… Ja, es gibt Unvernunft in allen Altersgruppen. Dummheit kennt kein Alter. Dass Senioren sich aber zu Ähnlichem hätten hinreissen lassen, das habe ich allerdings noch nicht gelesen. Und dass Sie sich polizeilichen Aufforderungen derart entgegensetzen, daß sie in Gewahrsam genommen werden mussten, davon habe ich auch noch nicht gehört. Ich habe das Problem, das wir mit einem Teil der Jugend haben, erst viel später ansprechen wollen. Denn wir haben eines und das nicht erst seit gestern. Aber es scheint mir, ihre Wirklichkeit nur zu beobachten, reicht jetzt nicht mehr aus. Wir alle müssen uns mit den Fragen beschäftigen, die sie aufwerfen. Wir haben es allzulang nicht getan. Dazu gehört, auszusprechen, was ist. Und zu verstehen, was zu den Problemen geführt hat. Man kann Nichts verändern, wenn man nicht versteht, was dazu geführt hat. Und wir müssen auch darüber reden, daß alle Gesetzesänderungen, die man nun vornimmt, ein “Verfallsdatum” haben. Da müssen wir wachsam sein. Doch jetzt trink ich erstmal einen starken Tee … Fofftein.