Ich muß mal mit der bestehenden Vorstellung aufräumen, ich dächte mir die Bewohner der Dachkammer allesamt aus und in Wirklichkeit gäbe es die nicht. Das ist falsch. Es gibt sie und sie sind quicklebendig. Jede*r ist mir im Laufe meines Lebens geschenkt worden oder über den Weg gelaufen und alle sind bei mir eingezogen…
Zum Beispiel Professor Bär, den kenn ich aus Sterkrade. Er war Kirmesbär, angebunden an einer Losbude und ich habe mich, hoffnungslos, in ihn verliebt. Dachte ich jedenfalls. Dann habe ich das große Hoffnungs-Los gezogen. Doch das ist eine andere Geschichte, die erzähl ich mal am Lagerfeuer. Wir waren dann lange getrennt und erst hier in Langenhorn haben wir uns wiedergefunden. Herzzerreissend, unsere Geschichte, ich sag`s Ihnen…Robbie hat mich vor langer Zeit in Duisburg auf einem Weihnachtsmarkt kess angesprochen, der kleine Aufreisser. Er hat sehr laut meinen Namen gerufen, sonst hätte ich ihn vielleicht nicht mal bemerkt. Er ist besonders und anders als die Anderen, denn er hatte sich schon verlebendigt, bevor wir uns kannten. Die Anderen tauten erst mit der Zeit auf, Robbie aber war von Anfang an lebendig, konnte sprechen und tat es auch. Das hat er wohl seinem Ziehvater, dem Poppenspeeler, zu verdanken…Robbie ist ganz und gar eigenständig. Die Anderen auch, aber unterm Strich musste ich ihnen doch eine Menge Leben und Liebe einhauchen, vernachlässigt, wie sie waren. Jetzt sind sie wieder ganz sie selbst, aber mir auch innig verbunden. Robbie nicht. Für Robbie bin ich nicht mal Tante Mimi. Keine Ahnung, was er an mir findet, aber ganz offenbar ist er gekommen, um zu bleiben. Und weil er freundlich, pfiffig, frech und humorvoll ist, da ist´s mir Recht, daß er da ist, selbst wenn er grundsätzlich nur macht, was er will. Eine Lebenshaltung, die mir im Laufe der Jahre auch nicht fremd geblieben ist. Alle Puppen, Skulpturen, Figuren, ja auch Plüschtiere tragen Leben in sich. Jedenfalls wenn sie wenigstens einmal richtig geliebt wurden. Alle Kinder wissen das, sie leben ja für lange Zeit mit ihnen, aber die Wenigsten erinnern sich später, wenn sie Erwachsene sind, daran. Meist geht ihr Wissen im Laufe der Schulzeit verloren.
Generationen von Puppen verbringen in Museen und Sammlungen ein Leben unter ihresgleichen, ohne daß sie jemals wieder Kontakt zu den Menschen aufnähmen. Glück haben die, die beizeiten einem Puppenspieler begegnen. Oder einem Clown. Oder …
So schön das Leben mit diesen lebendigen Dollen auch ist, es ist auch anstrengend. Aber damit will ich Ihnen heute nicht kommen, ich lass mich erstmal noch ein bißchen beneiden, um den guten Kontakt, den ich zu ihnen habe…
So. Nun wissen Sie es. Die sind alle so lebendig wie die Elfen und Kröten, Trolle und Zwerge in meinem Garten. Ich denk mir sowas doch nicht aus! Wieso sollte ich auch? Es gibt sie ja. Alle. 😉
Und ich geh jetzt mal raus. Donnerstag. Hier schwatzen dann alle durcheinander.