Kater Paul hat es sich auf dem Teppich bequem gemacht, Mimi sitzt am Schreibtisch und liest ihm die mail vor, die sie gerade eben vom Bezirksamt bekommen hat. Wir hören zu:
Di 28.01.2020 10:48 Behörde an Mimi Betrifft Putzabsprache (Extern)
Liebe Frau Müller, hier noch die Pflegevorgaben: es muss tatsächlich vorsichtig gearbeitet werden. Die Schilder sind im Regelfall mit retroreflektierender Folie beschichtet, welche nicht beschädigt werden darf. Aus diesem Grund dürfen nur weiche Lappen/Schwämme in Verbindung mit Neutralreiniger wie z.B. „grüne Seife“ benutzt werden. Alles andere würde die Beschichtung angreifen und das Verkehrszeichen würde die Wirkung nach StVO verlieren. Da wir keine Verantwortung für Ihre Sicherheit übernehmen können (denn dann müssten wir die Aktion überwachen), nehmen wir ansonsten Ihre private Aktion nur wohlwollend zur Kenntnis, geben zu Ihr aber keine offizielle Zustimmung/Genehmigung oder gar Auftrag und gehen davon aus, dass Sie sich selbstverständlich keinen Risiken aussetzen, z.B. nur von Ihrer Körpergröße erreichbare Schilder reinigen (also keine Leitern o.ä. benutzen), Sie sich nicht den Gefahren des Verkehrs irgendwie mit der Aktion aussetzen sondern allgemein sich so im öffentlichen Raum bewegen und handeln wie Sie es auch als normale Verkehrsteilnehmerin tun. Tut mir Leid, dieser Nachsatz ist aber nötig. Viele Grüße #Bezirksamt
Mimi (fassungslos): Das glaub ich jetzt nicht. Pah! Als hätt ich das nicht geahnt. Ich hab doch gleich gesagt, das ist zu schön, um wahr zu sein. Tzzz… (sie grummelt vor sich hin und man fragt besser nicht nach) Paul (weiß, was kommt) steht auf und schreitet maunzlos majestätisch hinaus.
Mimi: schreibt sofort zurück. Ihr Gesichtsausdruck lässt nichts Gutes ahnen. Das Hämmern auf der Tastatur klingt auch nicht mehr so leicht, das Stakkato lässt den Walzertakt, in dem ihre Finger sonst über die Tasten fliegen, vermissen. Paul, dreht sich im Hinausgehen noch einmal um : OhOh.
Di 28.01.2020 11:03 Mimi an Behörde Betr.: Als hätte ich es nicht geahnt.
#Bezirksamt, mein Bestes, da waren wir zeitgleich an der Tastatur. Ich habe Ihr mail gerade „überflogen“ und ahne, dass Sie mir Kummer bereiten. Ich werde mich jetzt dem ausgiebigen Studium widmen und Ihnen dann später darauf antworten. Eines aber kann ich jetzt schon sagen: Es bleibt dabei. Ich werde putzen. Frau Müller, jung68erIn.
Sie sendet mit Nachdruck, reckt ein Fäustchen in den Himmel und stimmt kraftvoll eine alte Weise an. Mit dieser filmreifen Szene endet der 1. Akt.