Frau Müller macht Theater

Derzeit schreibe ich an einem Theaterstück. Ein Schauspiel mit einer noch unbekannten Anzahl von Akten. Und Sie sind live dabei. Keine Ahnung, ob das schon mal irgendjemand gemacht hat, aber ich find die Idee gut. Kunst kommt einem meist ja so fertig daher. Irgendeiner hat sich was ausgedacht, dann wird man mit dem Ergebnis konfrontiert und je moderner die Ausführung, desto weniger versteht man sie.

Und man kann ja nicht mal nachfragen, meist ist der Künstler nicht anwesend. Wie auch immer, ich hatte mal wieder Lust auf Komödie und da nichts im Angebot war (Wo man auch hinschaut: Tragödien) dachte ich, ” Komm Mimi, schreib selbst was. Halt Augen und Ohren offen und pass fein auf, was der Himmel Dir für ein Thema schenkt.” Dann hab ich mich konzentriert, was soll ich sagen: Er schenkte. Und ich machte mich an die Arbeit. Ich weiß noch nicht, wie es ausgeht, das hängt nicht von mir allein ab, das Stück ist auch interaktiv, aber ich weiß immerhin, um was es geht (Strassenschilder). Die Requisiten ( Putzmittel, Eimer, Lappen und Leiter ) hab ich auch zusammen. Die Akteure sind ebenfalls klar : Das “Bezirksamt” ( in wechselnden Rollen) und Mimi, Dachkammerpoetin aus Langenhorn. Die ersten Akte hab ich schon geschrieben, da muss ich sie noch auf Stand bringen, aber danach sind Sie live dabei. Hier noch eine kleine Einführung in die Szenerie, dann gehts los: Mimi, die Dachkammerpoetin, ausnahmsweise mal in Parterre, hat eine Tasse Tee in der Hand und schaut sinnend aus dem Küchenfenster. Als ihr Blick auf einen umherrirrenden Postillion fällt, stösst sie einen Seufzer aus, nimmt drei tiefe Yogaatemzüge und steigt die Treppen hinauf in die Dachkammer, setzt sich an einen Schreibtisch vor dem Fenster und schreibt eine e-mail an das Bezirksamt …

So. Im Theater würde jetzt der letzte Gong ertönen, Sie würden Ihre Plätze einnehmen und die Handys ausschalten, bevor der Vorgang sich hebt… Aber hier, vor dem Bildschirm, können Sie sich die Tüte Chips schnappen und es sich daheim gemütlich machen, bevor der Vorhang sich hebt, zum ersten Akt.