Wer ist die denn ?

Die Fragen, die mir auf dem Markt gestellt wurden, sind nun beantwortet. Was gibt es sonst noch, was man wissen will, wenn man sich miteinander bekannt macht? Und wir sind ja noch in der Kennenlernphase. Name, Alter, Geburtsort, Beruf? Zahlen, Daten, Fakten. Da weiß man dann, wie jemand heißt, wie alt er ist, wo er geboren wurde.  Sicher, man kann das ein oder andere draus ableiten, aber wen man da wirklich vor sich hat, das weiß man nicht…

Ich denk, das Beste wird sein, ich plauder einfach mal so drauf los. Fang vorn an und schweife dann tüchtig ab.  Mach ich gern, abschweifen. Das ist der literarische Schmetterling in mir, der flattert unglaublich gern von Blume zu Blume. Besonders bei drögen Themen macht ihm das Freude, es gibt Themen, die kann man anders ja gar nicht ertragen. Dann lieber munter drauf los geplaudert… Meinen Namen kennen Sie ja jetzt schon, ich bin plenty über forty, im Ruhrpott gebürtige Rheinländerin und mit meiner Biographie konnte ich irgendwann nur noch Künstlerin werden. Von allen Künsten war mir das Schreiben am liebsten und in diesem Jahr feiere ich mein 25igstes “Dienstjubiläum” als Schriftstellerin. Ich habe mir diese Kunst ausgesucht, weil ich annahm, ich wäre da ganz mit mir allein, denn das Schreiben ist ja zunächst einmal eine recht einsame Angelegenheit. Man sitzt, vorzugsweise in einer Dachkammer, mit sich selbst herum, phantasiert, ordnet seine Gedanken und niemand redet einem beim Erzählen dazwischen. So jedenfalls stellte ich mir das vor. Und ein bißchen ist das auch so. Als ich beschlossen hatte, Schriftstellerin zu werden (und das war eine bewußte Entscheidung) habe ich meiner Mutter davon erzählt, die sich allerdings überhaupt nicht für meine “Schnapsidee” begeisterte. Sie stellte völlig entsetzt zwei Fragen : “Bisse bekloppt? Wovon willze leben?” Ich ging dann mit ihr in eine Buchhandlung. “Sieh Dich um.” so sagte ich “All die Bücher wurden geschrieben. Und die, die sie schrieben, leben davon. Und die Verleger, die Buchhändler, die Verkäufer – alle verdienen daran.  Wieso sollte ich nicht auch davon leben können?” Meine Mutter drehte erst mit den Augen, sich dann auf dem Absatz herum und ging ohne ein Wort. Wir haben niemals wieder darüber geredet.  Sie hätte sich mit mir darüber freuen können, dass meine lange Suche nach einer Tätigkeit, die die Aussicht bot, die Leere zu füllen, die mein jeweiliger Beruf stets in mir hinterließ, eine Ende gefunden hat.  Freuen, dass ich mich zum Schreiben berufen fühlte und mutig genug war, es wagen zu wollen. Ja, das wäre sehr schön gewesen, wenn sich damals jemand mit mir gefreut hätte. Aber auch meine Freunde fanden meinen Entschluß völlig verrückt. Heute weiß ich, dass die  bedeutendsten Entscheidungen immer sehr einsam und meist gegen erhebliche Widerstände getroffen werden. Damals wußte ich nur, daß ich ein Buch schreiben wollte.  Und dass es dazu schon etwas mehr brauchen würde, als Talent und einen frommen Wunsch. Ein richtig tragfähiger Plan musste her. Und weil ich mir beruflich ja schon eine ganze Reihe Fähigkeiten angeeignet und fein in den Ordnern meines Lebens abgelegt hatte,  griff ich zu der Akte “Wirtschaftsberatung” und beriet mich zur Abwechslung einmal selbst….