Warten aufs Christkind

Sonntag ist der vierte Advent. Ich dachte, ich sag`s mal. Manch einer ist ja völlig überrascht, wenn “plötzlich” Heiligabend ist. Andre brechen vor der Krippe zusammen wie Marathonläufer hinter der Ziellinie. Kenn ich, hab ich alles selbst erlebt, ist mir auch schon passiert. Passiert leicht, wenn man auf der Suche nach der perfekten Weihnacht ist.

Ich habe Weihnachten immer schon geliebt. Wie auch das Jahr gewesen sein mochte: Unter dem Weihnachtsbaum, beim Anblick der Krippe, wenn der Duft einer feinen Hühnerbrühe sich in der Küche ausbreitete – da ist alles gut, ist wundervoll, erfüllt sich Liebe, staune ich über ein Kind, das nicht in Vergessenheit geraten ist. Ich erinnere mich an viele der Heiligen Abende meines Lebens , an die der guten, wie auch der schlechten Jahre. Beide hat es gegeben. Gibt es in jedem Leben. Die besten Erinnerungen sind die, über denen der Zauber der Kindheit liegt und der ihr innewohnende ungetrübte Glaube daran, dass die Welt ein liebevolles Universum ist. Dass in einer wundersamen Nacht einst die Liebe in die Welt kam. Ich habe immer versucht, mir den kindlichen Blick auf Weihnachten zu bewahren. Das ist nicht so einfach und kostet einige Anstrengungen. Der Advent ist die beste Zeit, ihn zu üben. Ich mache dann allerlei seltsame Dinge. Stelle eine leere Krippe auf. Verteile die Beteiligten der Geschichte im ganzen Haus. Jeden Tag rücke ich sie dann ein bißchen näher heran an mein kleines Bethlehem. Ich sammle Katzenhaare und filze winzige Decken daraus, damit ich das Kind in der Heiligen Nacht damit zudecken kann. Die Katzen sind dann immer ganz aufgeregt. Das ganz Jahr schon freuen sie sich auf das Krippenspiel, und kaum dass der Heiland geboren ist, spielen sie auch schon mit ihm. Solang, bis er weg ist. Futsch. Und nicht mehr aufzufinden. Aber stets liegt er am nächsten Morgen wieder schlafend in der Krippe. Das Christkind lacht dabei über das ganze Gesicht. Keine Ahnung, wo es in der Zwischenzeit war, was es gemacht hat und wie es wieder zu Ochs und Esel kam. Muss so eine Art Weihnachtswunder sein oder aber ein Zaubertrick von Paul, dem Kater. Ist mir aber auch egal, denn ich hab aufgehört, mich das zu fragen. Bei Mimi daheim zu Haus, da geschehen ja die seltsamsten Sachen. Ich hab mal gelesen, dass solcherlei Dinge auch bei anderen Künstlern hin und wieder vorkommen, insbesondere die schreibende Zunft soll davon oft betroffen sein..Wie kam ich überhaupt darauf ? Ach ja, 4. Advent, Stress und die Suche nach der verlorenen Weihnacht… Denn darum geht es doch, wenn wir versuchen, ein “perfektes Fest” zu gestalten. Es ist eine Suche nach dem, was wir verloren haben. Der Versuch, all die wunderbaren kindlichen Gefühle wieder auferstehen zu lassen, die wir verloren zu haben scheinen, als wir erwachsen wurden. Und der innige Wunsch, es möge noch einmal so sein… Und das kann es auch. Wie? Davon später. Ich muss jetzt nämlich erst einmal das Christkind suchen. Und drei Schafe. Sind weg. Einfach nicht da. Ich hab das ganze Stroh durchwühlt. Die Weihnachtskiste komplett ausgekippt. Nix. Ich werd jetzt erstmal ein paar ernste Worte mit Kater Paul reden müssen. Für Sie hab ich noch eine kleine Weihnachtsgeschichte herausgesucht. Ein Eichhörnchen kommt auch drin vor…