Allerseelen. 2. November 2020

Tage zum Nachdenken, für Erinnerung, Danksagung. Tage der Besinnung.

Moin. Eine neue Woche, ein neuer Monat beginnt. Es ist der Schwerste im Jahreskreis und für Viele “schon immer” kaum auszuhalten. Für mich war das auch einmal so, als ich jünger war, aber je länger man im eigenen Lebenskreis “voran” schreitet, umso mehr begreift man den Nutzen dieser Tage, dieses Monates…

Ich bin “maulfaul” in diesen Tagen. Ich “vertreibe” mir nicht die Zeit, – ich gebe mich ihr hin.
Was anderes bleibt einem eh nicht, da ist es besser, man übt beizeiten…
Egal, wie auch immer: Es hängen nur noch 5 Blätter an der Kirsche vor dem Dachkammerfenster. Wenn das letzte Blatt vom Baume fällt, so schrieb ich, höre ich auf, hier weiter zu schreiben. Seither suche ich allerlei Ausflüchte, denn es ist so vieles noch nicht geschrieben, ich habe manches ausgelassen, aufgeschoben, auf einen guten Moment gewartet. Oder ich hatte üble Laune, glaubte mich verletzt, war enttäuscht, war wütend und hatte dann mit mir selbst zu kämpfen, um Geschehnissen und Gefühlslagen den rechten Platz anzuweisen. Menschwerdung ist wirklich ein schwierige Sache, eine lebenslange Pilgerreise, bei der man schon kurz nach dem ersten Zieleinlauf feststellt, dass er allenfalls ein Etappenziel war und die erwartete dauerhafte Erfüllung sich nicht einstellen will…Wenn Kraft und Umstände es zulassen, geht man unverzüglich weiter, immer auf der Suche nach sich selbst. Denn das ist es ja, wonach man sucht, was man zu finden hofft, auf dem Weg zu dem, was der Mensch “Gott” nennt.
Der Weg ist bereits das Ziel, die Reise beginnt tatsächlich mit dem berühmten ersten Schritt und der ist bereits Ankunft…
Aber das weiß man alles nicht, wenn man sich auf den Weg macht. Und wenn man es zu ahnen beginnt, zieht man die Siebenmeilenstiefel aus und setzt sorgfältig, barfuß, einen Fuß vor den Anderen. Man lebt für lange Zeit von der Hoffnung…
Meinzeit, genuch gezz vonne Besinnlichkeiten, watt ich sagen wollte, datt is:
Ich übberleech, wie sich der Abschied noch bisken rauszögern lässt.
Immerhin stehen die Ergebnisse der Prüfungen noch aus.
Die Wiedereröffnung der Wege an der Tarpenbek wäre wirklich ein schöner Abschluß für dieses Kapitel des Tagebuches. Auch wenn wir das nicht bei einem Spaziergang dort gemeinsam feiern können – es wäre ein Happy-End.
Schriftstellerisch gesehen gehöre ich eh zu der Gattung “Happy-Ender”. Alles andere passt nicht zu mir und entspricht ganz und gar nicht meinem Wesen.
Gestern, beim Aufräumen (Frau Müller hat sowatt von reingekloppt!) habe ich eine Rolle feinsten güldenen Drahtes gefunden, ein Fädchen nur, ein Hauch von Bindemittel…
Und wie ich so hinten im Garten stand, und die goldenen Blätter des Gingko überall herumliegen sah, da küsste mich die Muse der Wiederverwertung.
Und ich dachte, es wäre doch ebenso hübsch wie nützlich, ich hinge die güldenen Gingkoblätter mit dem güldenen Garn in den kahlen Kirschbaum. Goldenes Ei dabbei – feddich:
Kunst im Öffentlichen Baum.
Dann könnt ich noch ein bißchen hier schreiben …
Ma kucken. Und dann ma sehn.

Feuer. Sehen. Üben.