Ich hoffe, Sie haben den Tag heute auch genossen und einen Spaziergang gemacht. Ich habe gestern Maronen gesammelt und mich heute dann einfach nur noch an den Farben berauscht. Heute waren sie besonders schön, flammend, golden und rot, und leuchtend, von der Sonne beschienen. Der Garten und das Haus duften nach den Quitten, die letzte Ernte dieses Jahr geht langsam zu Ende. Die Kirsche vor dem Fenster trägt die meisten ihre Blätter noch, goldgelb strahlen sie in der Nachmittagssonne…
Ich genieße das in diesem Jahr allein. Im vergangenen habe ich noch für Rosemarie und mich aus den Maronen ein “feines Suppchen” gekocht. Wir hatten beide noch nie Maronensuppe gegessen. Wir genossen sie doppelt, weil wir uns auch so sehr daran freuten, daß die Maronen ein Geschenk der Natur waren, die wir kannten. Wir kannten sie ja: die Bäume, von denen sie im Herbst fielen, sahen im Frühling das erste Grün knospen, sahen die Blätter sprießen und die Früchte, wie sie heranwuchsen. Wir hatten sie gesammelt und ein Essen daraus bereitet…
Heute werde ich mir ein kleines Feuerchen machen und wenn es heruntergebrannt ist, die Maronen rösten. Ein Glas Rotwein werde ich dazu trinken und mich erinnern. An all die schönen Tage, die wir an der Tarpenbek verbracht haben und die Köstlichkeiten, die die Natur um uns herum uns schenkte. Die Blüten des Holunders im Frühling, seine Beeren im Sommer, im Herbst die Brombeeren, die Schlehen und Hagebutten…
Die Marmeladen, die wir uns daraus kochten, die Liköre, die wir ansetzten, Sirup, für unseren Pudding…
Der Herbst kann schwermütig machen, aber dieser ist leuchtend und allesdurchdringend farbenfroh, voller Düfte von Äpfeln und Quitten, von trocknendem Laub und Pilzen…
Wer seine Seele jetzt darin badet, in diesem Meer aus Feuerfarben und Wohlgerüchen, der kommt mit diesem Vorrat bestimmt auch gut durch den tristen November.
Und deswegen geh ich gleich morgen noch einmal los und nehme ein Vollbad. Bevor der erste Sturm kommt und die ganze Pracht mit dem Winde verweht …