Tag der Seelenhygiene.

Langenhorn Market, at the old oaktree. Flowers sponsored by Longhorns, planted by Nick Sommer.

Musik ! Haben Sie gemerkt, nä? Ich hab das böse C-Wort noch gar nicht benutzt. Heute ist der Tag, an dem meine Seele badet. Es nutzt doch nichts, sich unablässig die Hände zu waschen, wenn man das Innere verdrecken lässt. Klar, wenn ich mich aufrege über all den Mist, der einen innen verschmutzt, dann steigt die Einschaltquote, weil Sie dann meinen Ärger ja gern mit anderen teilen. Teilen ist immer eine gute Sache, aber ich reg mich doch nicht für Quote auf. Ich reg mich auf, wenn mir danach ist und lass es, wenn ich eine Reinigung brauch. Heute lass ich es. Außerdem…Wußten Sie, dass man von Ärger und Aufregung Magenfalten bekommt? Im Gesicht? Jaha ! Mitten drin. Will ich nicht. (Frau Müller schüttelt energisch den Kopp) Von einem gewissen Alter an ist jeder selbst für sein Gesicht verantwortlich und ich hab mich beizeiten fein ordentlich drum gekümmert, jawohl!

Jede einzelne Lachfalte hab ich mir redlich erworben, ich hab sogar unter Tränen noch gelacht, bin in den Norden gezogen, um mir die Haut von sämtlichen Stürmen markant gerben zu lassen. Meine Faltenpflege hat unendlich vielen Gurken das Leben gekostet – da werd ich mir doch nicht jetzt, wo die Mühen endlich Furchen tragen, durch beständigen Ärger diese fiesen Magenfalten einfangen. Nee, Freunde, das kann keiner von mir erwarten. Ich opfere viel, ich opfere gern, aber meine schönen Falten, die will ich behalten. Und zwar genau so. Da kommt mir nix Ruinöses zwischen. Weswegen ich heute mal den Fuß vom Gaspedal genommen hab, mir ein sagenhaftes Make-up verpasst habe, um mir dann eine Atemmaske drüberzustülpen und auf den Markt zu humpeln. Das war seltsam. Diszipliniert wie immer standen die Langenhorner Schlange, heute vornehmlich bei der Haspa, immer schön zwei Meter zwischen sich, die Hälfte davon mit Masken, Schals und Tüchern. Die Schlange reichte über den gesamten Markt bis zur Rollstuhlrampe. Ich hab mir dann Geld von meinem Gatten geliehen und erstmal ein paar Dosen Mentholtabak gekauft. Gibts ja in Kürze nicht mehr. Weil die Jugend davon verführt wird, darf in der EU niemand mehr damit alt werden. Wer Mentholzigaretten auf Kette raucht, der wird ja sehr sehr sehr alt, er bleibt blitzgescheit bis zum Schluß, das weiß hier jeder, Loki und Smoky waren unser aller Nachbarn. Wie auch immer: Meine Ersparnisse gehen derzeit jedenfalls für diese Hamsterkäufe drauf, da bliebe nix für Klopapier, selbst wenn ichs wollte. Und es hätte ohnehin keines gegeben. Ich habs kontrolliert, denn ich kanns immer noch nicht glauben. In Frankreich kaufen sie Rotwein und Kondome, in Holland Gras und bei uns? Klopapier. Sagen Sie`s mir, ich weiß es wirklich nicht: Was soll man davon denn halten? Die Anderen kann ich jedenfalls deutlich besser verstehen… Dann bin ich noch zu Herrn Sommer gepilgert und hab ihm ein Weilchen aus der Ferne beim Pflanzen zugesehen und in den Farben der Blüten hat meine Seele dann ein Vollbad genommen. Doch das ist eine andere Geschichte. Eine für Morgen. Morgen ist auch noch ein Tag und dann reg ich mich vielleicht auch wieder ein klitzekleinbißchen auf und hoffe weiter auf eine bessere Zeit. Wissen Sie ja: Aufgeben ist keine Option.