Nachtgedanken.

Teilmondfinsternis 20.1.2020. Vorher? Nachher? Mittendrin?

Keine Ahnung, ob ich zu denen gehöre, die überleben. Ich weiß nur, ich gehöre zur “Risikogruppe”. Zu denen, denen man heute schon die Verluste von Morgen anlasten will. Ich hab viel überlebt und bin auch keinen Seelentod gestorben, aber wenn ich viel Glück gehabt habe, bis hierhin, so heißt das ja nicht, daß es anhält. Die Chancen, wenn man einmal infiziert ist, stehen in der Risikogruppe 50:50, so las ich. Wenn es mich aber verlassen sollte, das Glück, wenn mir mehr nicht als diese Tage blieben, dann will ich alles gesagt, alles geschrieben haben, was ich zu sagen noch habe und nichts verschweigen, von dem, was mich ausmacht. Das bin ich. So denke ich. Dies sind meine Worte. Dies sind die Spuren meines Lebens…
Wenn alles schief läuft, wenn wir es nicht schaffen, das Blatt zu wenden, wenn eines Tages die Kinder, die ich liebe, fragen werden, was wir gemacht haben, in dieser Zeit, dann sollen sie Antworten finden. Auch meine. Sie sollen wissen, daß da Menschen waren, die kämpften für sie, für ihre Zukunft. Liebende, die nicht schwiegen. Da waren Rufer in all den Wüsten. Sie sollen wissen, daß ihre Tante Mimi eine von ihnen war…